Hallo Robert!
Robert Sommer hat geschrieben:Was ist eine Biegeschwingung (ich bin in der Medientechnik mit Materialkunde nicht so vertraut)? In dem Fall axiale Dehnung/Stauchung?
Eine Biegeschwingung entsteht zB., wenn du das einseitig eingespannte Rohr zur Seite biegst und dann "schnurren" lässt. Es schwingt dann in einer Ebene, und senkrecht dazu entstehen in den Randbereichen des Materials in der Einspannung abwechselnd Zug- und Druckspannungen. Wenn die zu groß sind oder sich an einer Stelle konzentrieren, weil da eine besonders unnachgiebige Stelle in der Einspannung ist (Kerbwirkung), dann kann von dort ein Riss ins Material wachsen. Mit jeder Auslenkung wird der größer, in weicheren Gebieten schneller und in härteren langsamer. Daher bilden sich sog. "Rastlinien" am Bruchbeginn aus, die glaube ich, so diagonal im unscharfen Bild sehen zu können. Ist der Restquerschnitt unverletzten Materials dann zu schwach, reißt der Rest in einem Zug ab, das ergibt eine kristalline Oberfläche (Gewaltbruch).
Robert Sommer hat geschrieben:Die paar lütten Schellen dämpfen ja wahrscheinlich nur die transversalen Schwingungen, oder (die sind ja ohne Schellen als Singen hörbar, meine ich)? Den Rest nimmt man dann durch spannungsfreies Verbauen da raus?
Die Schellen dämpfen alles, was an der Gummieinlage herumformt. Das klappt sehr gut, weil die Rohre nicht phasengleich schwingen. Das spannungsfreie Verbauen spielt insofern eine Rolle, dass bei Verspannung schon eine mechanische Vorspannung das Material belastet. Darauf kommen dann noch die Spannungen aufgrund der Schwingungen, sodass die Spitzenspannungen betragsmäßig steigen und das Material leichter reißt.
Robert Sommer hat geschrieben:Wäre der Abriss auch passiert, wenn die Leitung vor dem Endkonus nicht direkten Kontakt mit der Überwurfmutter gehabt hätte?
Durch den Kontakt war das Rohr natürlich sehr starr eingespannt, es konnte nicht in der Bördelung nachgeben. Wie oben schon geschrieben, ergibt sich damit eine Kerbwirkung, die die Materialspannungen punktuell überhöhen kann und zu einem Rissstart führen kann. Nebenbei bemerkt, wenn das Rohr nicht zentrisch in der Mutter sitzt, dann liegt der Bördel auch nicht axial auf und man braucht mehr Montagedruck, damit es dicht wird. Da hat einfach der Winkel des Leitungsendstücks nicht gestimmt.
Robert Sommer hat geschrieben:Hab ich's da vielleicht einfach mit dem Anzugsdrehmoment übertrieben?
Die meisten tun das, weil immer die Angst ist, es könnte sonst nicht dicht werden, und weil es bei der Demontage viel schwerer abgeht. Das liegt aber nicht daran, dass alles furchtbar fest zusammengeschraubt wurde, sondern durch die Vibrationen "wachsen" die Teile des Gewindes im Lauf der Zeit regelrecht aneinander. Deswegen geht es nach einem "Anfangsknacks" (Losbrechen) dann häufig viel leichter weiter. Wenn mit übertriebenem Anzugsmoment gearbeitet wird, kann es auch passieren, dass die Bördelung so mit der Überwurfmutter verpresst wird, dass diese den Bördel einfach abdreht bei der Demontage. Das ergibt dann einen Torsionsbruch der Leitung, der so schneckenförmig /schraubenförmig aussieht. Auch das sieht man tendenziell an deiner Leitung. Vielleicht sind da mehrere Faktoren zusammen gekommen.
Robert Sommer hat geschrieben:Das Kupplungsspiel hatte ich vor der ersten Tour passig eingestellt- das passte aber eh schon ganz gut. Da trotzdem meine Frage- wie messe ich denn mit dem genialen Meßinstrument Fuss, 20mm Spiel im Weg? Geht es um den Punkt, wo unter Last des Zuges die Kupplung noch nicht trennt, oder die Pedalfeder geht, bevor Zug auf das Seil kommt?!
Es geht um den Punkt, wo Zug auf das Seil kommt. Das ist der Punkt, wo nicht die lange Rückzugfeder die Kraft bestimmt, sondern die Tellerfeder des Kupplungsautomaten. Das Spiel ist wichtig, damit die Kupplung auf jeden Fall mit voller Kraft schließt, und, damit der Ausrückhebel etwas vom Ausrücklager abheben kann. Dieses erzeugt sonst gerne Laufgeräusche.
Robert Sommer hat geschrieben:=> wär das der Punkt, den Du im Falle Getriebe ab ebenfalls machen würdest, oder was ist mehr als "mindestens"?
Wenn vor 4 Jahren Kupplungscheibe, Federplatte (Kupplungsautomat, warum auch immer...), Ausrücklager und Pilotlager neu gekommen sind, muss man nach diesem Maleur nicht wieder alles tauschen, nur die Kupplungsscheibe, weil die Beläge durch Öl quellen und später zerfallen können. Der Rest ist solides Material, dem passiert da nichts.
Wenn aber schon damals nur die Kupplungsscheibe gewechselt wurde, wäre es nun an der Zeit, den Rest auch mal neu zu machen. Die Federn der Federplatte erlahmen ja, manchmal brechen die sogar irgendwann und auch das kann ein Durchrutschen der Kupplung bewirken.
Die Metallteile sind übrigens blanker Stahl, der mit einer sehr dünnen Fett/Wachsschicht vor Korrosion geschützt ist. Rate mal, was dann nach deiner Bremsenreinigerorgie passiert...
An Schwungscheiben sieht man ja sehr häufig übelsten Rost, sodass man die OT-Marken nicht mehr finden kann.
Falsch eingestellte Kupplung führt u. U zu einer Überlastung/Schädigung der Synchronringe, letzlich zu einer teuren Getriebereparatur.
Man erkennt das auch daran, dass es beim Einlegen des Ganges „hörbar kracht“ oder bei Belastung des Motors, dieser plötzlich, grundlos, in einen höheren Drehzahlbereich geht und bei Wegnahme des „Gas“ wieder normal läuft(Kupplung rutscht).
Also Krachen und Ratschen tritt bei zu lax eingestelltem Kupplungszug auf, also deutlich mehr als 20mm. Dann reicht der Pedalweg nicht mehr, die Kupplung vollständig zu trennen.
Robert Sommer hat geschrieben:Was die ESP und evtl. Verschiebungen angeht, bin ich entspannt :)
Du schon, aber deine Einspritzleitungen? Ein paar hast du ja schon "auf dem Gewissen"...
Gruß,
Tiemo