Widerstand beim Drehen auf OT am Dieselmotor

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Widerstand beim Drehen auf OT am Dieselmotor

Beitragvon Hannes » Sonntag 15. Mai 2016, 20:24

Hallo liebe LT-Freunde und Schrauber,

...kann mir als Laie jemand erläutern, wie es sich mit dem Drehen von Hand auf den OT beim Diesel (LT45, 2,4L/75Ps) verhält?
Es ist so, dass das Fahrzeug mehrere Jahre stillstand und nun wieder flott gemacht werden soll. Ich möchte gern in Eigenleistung den Zahnriemen wechseln und denke es sollte es auch erfolgreich machbar sein.
Allerdings habe ich den Motor jetzt nicht versuchsweise vorher gestartet, sondern gleich mit der Demontage(Lüfterrad/Abdeckungen) angefangen.
Nun ist es so, dass sich der Motor von Hand(mit ¾"-Ratsche an Kurbelwelle) nur ca. eine halbe Umdrehung drehen lässt, dann kommt ein Widerstand (wie gegen Anschlag,in beide Richtungen).
Ist das nun normal und muß mehr "Kraft/Gewalt" aufgewendet werden(was mir allerdings nicht so verständlich ist) oder gibt es da noch ein anderes Problem?

Viele Grüße, Hans
Hannes
 
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Re: Widerstand beim Drehen auf OT am Dieselmotor

Beitragvon Boxerspezi » Sonntag 15. Mai 2016, 20:47

Hallo Hans,
dreht sich beim Drehversuch die Nockenwelle mit? Wenn nein, stößt ein Kolben gegen ein offenes Ventil. Wenn ja, sind durch die lange Standzeit alle Verrußungen im Kopf auf den Kolben gefallen , auf eine Zylinderseite gefallen und blockieren so den Kolben knapp vor OT( selbst schon erlebt bei einem Ford V4- Motor, hier waren die Rußpartikel so trocken, dass sie sich vom Kolben nicht verdrücken ließen. Erst eine ordentliche Portion Caramba in jeden Zylinder gesprüht machte die Rußpartikel zur Paste und der Motor ließ sich mühelos durchdrehen und letztendlich auch starten.) Also mein Tipp: Drehe die Einspritzdüsen heraus( an alle Glühkerzen kommst du nicht ran) und sprühe Caramba, WD40 oder andere Rostlöser in die Zylinder, nicht zimperlich mit der Menge sein, und mache wieder einen Drehversuch. Dann den Riemen wechseln und vor Wiedereinbau der Düsen die Kurbelwelle mit Anlasser durchdrehen um den Rostlöser rauszuwerfen, nicht dass der Motor einen schlag bekommt.
Berichte bitte ob es erfolgreich war oder sonstige Ursache.

Gruß
boxerspezi
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Re: Widerstand beim Drehen auf OT am Dieselmotor

Beitragvon tiemo » Sonntag 15. Mai 2016, 20:57

Hallo Hannes!

Ein plötzlicher Anschlag bedeutet, dass da im Innern des Motors Teile kollidieren. Gut, dass du keinen Startversuch unternommen hast.
Hast du evt. schon etwas am Zahnriementrieb gelöst, sodass die Nockenwelle (und die Einspritzpumpe) nicht mehr mitrotieren oder sich gegen die Kurbelwelle verdreht haben? Das wäre eine Erklärung. Eine andere Erklärung wäre, dass noch ein Gang eingelegt ist und die Hinterachse blockiert ist (Handbremse / Keile). Kontrolliere, ob sich die Einspritzpumpe dreht, wenn du vorne an der Kurbelwelle drehst. Wenn nicht, kontrolliere, ob sich unter der vorderen Zahnriemenabdeckung der Zahnriemen mit dem oberen Riemenrad dreht.
Wenn es vorne dreht, aber nicht hinten, ist unterwegs eine Unterbrechung. Die kommt, wenn man vorne odre hinten die Schraube des Riemenrades an der Nockenwelle lockert, oder, schlimmstenfalls, durch eine gebrochene Nockenwelle nach einem früheren Zahnriemenriss. Das, und die Position und den Zustand der Nockenwelle sieht man nach der Demontage des Ventildeckels.

Leichter lässt sich der Motor auch durchdrehen, wenn man Glühkerzen oder Einspritzdüsen herausnimmt, weil er dann keine Kompression mehr hat.

Sollten die OTs von Kurbelwelle und Nockenwelle durch Lockern der Riemenräder (haben keine Verdrehsicherung!) oder Zahnriemenriss / -Übersprung gegeneinander verstellt sein, so muss man den Motor vorsichtig an der Kurbelwelle auf den OT drehen. An Stellen, wo er blockiert, muss man die Nockenwelle etwas weiter drehen, aber nie mit Gewalt!

Gruß,
Tiemo
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Re: Widerstand beim Drehen auf OT am Dieselmotor

Beitragvon Hannes » Dienstag 17. Mai 2016, 07:19

Hallo Boxerspexi und tiemo,
vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten.
@Boxerspezi,..das mit dem Ruß ist bestimmt nicht aus zu schließen, denn Rußen tut er ja schon etwas ;-)
Also die Nockenwelle und die Einspritzpumpe drehen sich korrekt mit. Die Steuerzahnriemen sind noch im Originalzustand auf den Riemenrädern (und das Fahrzeug war bis zum Schluss ohne Probleme gelaufen, es hat halt mehrere Jahre stillgestanden)
Momentan ist das Lüfterrad, die Keilriemen und die Nockenwellenabdeckung demontiert.
@tiemo, das mit dem eingelegten Gang wäre ja auch eine Variante, aber das hatte ich dann da schon überprüft, der Gang war nicht eingelegt. Das mit der Kompression war auch so eine Überlegung, aber da es ev. nur mit Schwierigkeiten geht, die Glühkerzen oder Einspritzdüsen heraus zu schrauben (wegen der Gefahr etwas ab zu reissen), ist dies erst mal nicht weiter verfolgt worden und die Entscheidung war dann, erst mal nichts zu machen, bzw. erst mal um Rat im LT-Freunde Forum zu fragen.
Wäre es denn so, dass es sich bei einem Widerstand wegen der Kompression eher so anfühlt, dass man weich oder wie gedämpft gegen den Widerstand fährt?
Hier ist es so, dass das es plötzlich nicht mehr weiter geht und es sich so anfühlt, dass man hart an den Widerstand kommt.
Also wenn ich Eure Antworten richtig interpretiere, dann ist als nächstes angebracht, die Einspritzdüsen heraus zu nehmen und dann würde sich ja schon zeigen, ob es mit der Kompression zu tun hat.
Nochmals vielen Dank für Eure Anworten, und spätestens wenn es neue Erkenntnisse gibt, werde ich mich melden.
Da allerdings momentan die Freizeit(auch zum Schrauben) ein wenig auf der Strecke bleibt, wird es vermutlich noch einige Tage dauern bis es am Fahrzeug wieder weiter geht.

Bis dahin,viele Grüße, Hans
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Re: Widerstand beim Drehen auf OT am Dieselmotor

Beitragvon syncromat » Dienstag 17. Mai 2016, 20:50

Ja,ohne Einspritzdüsen müßte er sich er gut durchdrehen lassen.Wenn nicht,dann hilft nur Kopf runter.
LG Frank

Ich bin nicht wie die anderen,ich bin SCHLIMMER!
Ab sofort mit einem Concorde 790 XR auf 96er Iveco Daily 2,8TD 122PS unterwegs.
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Re: Widerstand beim Drehen auf OT am Dieselmotor

Beitragvon Frank aus MTK » Dienstag 17. Mai 2016, 22:28

Hallo, bevor Du den Z-kopf runternimmst erst Vakuumpumpe und Zahnriemen zur ESP abnehmen. Nicht das dort was blockiert.
Viel Erfolg
Frank
Gruß
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