Bremswerte Bremskraftregler

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Bremswerte Bremskraftregler

Beitragvon Th0m4s » Montag 25. April 2016, 06:57

Ich war Freitag bei der Dekra um mal zu besprechen, was ich fürs H-Kennzeichen bei meinem LT noch so alles machen muss. Der Prüfer hatte Zeit und war so nett, mal alles durchzugucken inklusive Bremsentest. Bis auf den durchrosteten Laderaum, eine abgerissene Gummifeder hinten und ein bisschen Ölfeuchtigkeit am Motor war alles soweit ok. Was mich aber gewundert hat, war die Bremswirkung. Vorne hat der LT blockiert, hinten hat er aber gerade mal so halb so viel Bremsleistung wie vorne und war nichtmal annährend zum Blockieren zu bewegen. Mit der Handbremse ging es aber sehr wohl, also die Bremsbeläge sind ok.

Jetzt muss ich dazu sagen, dass es kein Wohnmobil, sondern ein leerer, kurzer Kasten ohne Hochdach ist. Muss ich mir da Sorgen machen, oder ist die schwache Bremse hinten wegen der fehlenden Beladung komplett normal? Früher war da mal ein Kühlausbau drinnen, aber der wurde komplett ausgebaut. Müsste ich da wegen den ca. 200kg weniger, die er jetzt hat, eventuell auch was nachstellen?
Th0m4s
 
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Re: Bremswerte Bremskraftregler

Beitragvon tiemo » Montag 25. April 2016, 08:51

Moin Thomas!

Das Verhalten deines LT ist genau richtig: Mit dem schweren Kühlaufbau konnte die Hinterbremse aufdrehen, ohne dass die Räder dadurch blockiert hätten. Im leeren Zustand dagegen muss die Bremswirkung an der Hinterachse zurückgenommen werden.
Hintergrund ist, dass eine starke Schleuderneigung entsteht, wenn die Hinterräder vor den Vorderrädern blockieren und der LT damit unkontrollierbar wird. Ausnahme ist die Handbremse, da darf er schleudern.

Genau dafür ist der "Bremskraftregler" (BKR), "Automatischer lastabhängiger Bremsdruckbegrenzer" (ALB) oder wie auch immer an der Hinterachse installiert. Er bekommt über die Federung und einen Hebel die aktuelle Andruckkraft der Hinterachse und begrenzt den Bremsdruck auf der Hinterachse entsprechend seiner Kennlinie (meist auf der A-Säule als Tabelle angebracht). Oft rosten die Dinger wegen mangelnder Arbeit (immer gleiches Fahrzeuggewicht, wenig Federdynamik an der Hinterachse) fest und dann verstellt sich bei einer Gewichtsänderung nichts mehr. Der TÜV moniert das dann (sollte er jedenfalls).

Weil seit dem Siegeszug von ABS Autos anders reagieren, ABS lässt die Hinterachse bis zur Blockierneigung voll bremsen und regelt erst dann ab, kennen viele Prüfer das Verhalten älterer Fahrzeuge im Leerzustand nicht mehr und wundern sich über die geringen Bremswerte hinten, manchmal wird sogar die Plakette deswegen verweigert. Um das von vornherein zu umgehen, kann man auf der Hinterachse mit Hilfe von Gewichten (Sandsäcke, Split etc., wenige hundert kg reichen schon) für entsprechende Kraft sorgen, dann dreht der ALB auch wieder auf (so er denn funktioniert...).
So weit ich das beurteilen kann, sind die Prüfer neuerdings sogar angehalten, bei entsprechenden Fahrzeugen mit einer solchen Dummy-Last zu prüfen.

Gruß,
Tiemo
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