Hallo Robert!
Robert Sommer hat geschrieben:Mittlerweile hat sich den Motor mal ein Sachverständiger angeschaut und ist der Meinung, dass der Motor drei Baustellen hat (ist aber eher T3/4-Experte und hat Diplomarbeit in der Turbo-Entwicklung geschrieben) und eigentlich am besten getauscht werden sollte.
Tauschen ist natürlich immer das Beste - wenn man was zum Tauschen hat...
Welche 3 Baustellen denn? Der Motor ist sehr ähnlich zum im T4 verbauten AAB/AJA, da lässt sich durchaus T4-Wissen übertragen.
Robert Sommer hat geschrieben:[*]sehr vielleicht Ölschläuche Turbo erneuern
[*]ESP-Riemen entspannen (@Tiemo, auch wenn die beteiligten Teile so massiv sind, ist das eine Möglichkeit?)
[*]Zyklonfilter für Kurbelwellengehäuse basteln, daran kann man sehen, ob die Baustelle tatsächlich hier oder doch weiter unten liegt
[*]Motor totfahren[/list]
Zu 1: Tausche die Schläuche. So verrosteten Kram schraubt man nicht mehr an.
Zu 2: Ob durch die Entlüftung viel kommt, erkennst du, wenn du den Öleinfüllstutzen offen lässt und den Motor startest (aber nicht hochdrehen, sonst spritzt es!). Übrigens wird auch die Abluft der Vakuumpumpe dort rausgefördert. Wenn also dein Bremskraftverstärkersystem undicht ist, kann das auch indirekt zu vermehrtem Öl im Ansaugtrakt führen. Außerdem ist Öl dort normal. Die Einlassventile freuen sich sogar darüber. Du musst bedenken, dass du dort zum ersten Mal nach über 20 Jahren sauber machst. Was außen dran hing, muss ja nicht von da stammen, da vermute ich noch eine externe "Ölquelle" an der Turboverschlauchung oder am Ölfilterhalter/Wärmetauscher. Da war ja noch mehr nicht so, wie es sein sollte...
Zu 3: Das wird hoffentlich ein längeres Experiment...
Robert Sommer hat geschrieben:Langversion:
1.) Turbo:
- Da ist schon radiales Spiel im Spiel, aber nicht so wild: die Flügel sehen ja auch okay aus. Gemessen, haben wir jetzt nicht.
- Ölab- und -zulauf sind seiner Meinung nach wenig kritisch, eher die Laufleistung mit nahezu 400.000km- wenn das die Originallaufleistung wär, also kein Austauschteil (wovon ich ausgehe)- würde ihn eh wundern, dass der noch läuft, weil angeblich früher angepeilte Ziele an die 180.000km waren und heutzutage etwas mehr...
Was sind Eure Erfahrungen zu tatsächlichen Laufleistungen? - Was den Ersatz der Leitungen angeht- er würde die alten lassen, weil er ebenfalls auf die Kurbelwellen-Entlüftung als Haupt-Verdächtigen tippt, was wiederum auf evtl. Probleme im Block hindeuten kann
Zu1: Ich erwähnte ja schon, dass der Lader Spiel haben muss, denn es handelt sich um eine Gleitlagerung, und die hat ohne Schmierfilm halt Spiel.
Zu 2: Meiner Meinung nach sind die Ölleitungen kritisch und es wurde schon mancher intakte Lader teuer getauscht, nur weil die zu waren. 400.000km sind dagegen schon eine Hausnummer bei einem Turbodiesel. Das wird man bei einer Kompressionsprüfung sehen. Da könnte man dann was zum vermuteten Zustand der Kolbenringe und des Zylinderkopfs sagen. Man könnte die Kolben ziehen, Laufflächen honen, Übermaßkolbenringe einpassen und alles mit neuen Pleuellagern wieder zusammenbauen. Vorausgesetzt, der Kopf wäre noch ohne kritische Risse, sonst halt neuen drauf.
Ansonsten gibt es LT-Saugdiesel, die an die 800.000km hielten, bei Turbo entsprechend etwas weniger wegen der größeren thermischen Belastungen. 180.000 war ein Wert für damalige PKW, Nutzfahrzeuge wurden schon zuverlässiger ausgelegt. Daher hat derselbe Motorblock im Volvo ja auch 122PS und im LT nur 100.
Robert Sommer hat geschrieben:2.) ESP:
- Der ablaufende Riemen könnte von zu hoher Spannung kommen. Mit angelegtem Lineal zeigt sich, dass die Räder minimal zueinanderstehen, das würde zu dem Bild passen:
- Den Riemen kann man nicht ohne sehr erheblichen Kraftaufwand auf 90° drehen, der kann bestimmt noch was lockerer werden.
- Das macht man an den drei Schrauben an der Konsole, gell?
- Kann man sich damit timing-mässig was verstellen? Nee, ne?
Zu 1/2: Könnte er theoretisch. Vielleicht wurde aber auch Rost/Dreck eingeklemmt. Da du die Konsole also sowieso lösen musst, nimm sie ganz ab und mach die Flächen blank, ohne "gesundes" Material abzutragen (Stück Kupferblech o.ä., Schmirgelleinen). Wahrscheinlicher, wenn der Riemen so krass gespannt ist, und bei der Laufleistung, ist, dass die Lagerung an der ESP einseitig eingelaufen ist und daher die Welle nicht mehr ganz grade steht. Wenn der Riemen runter ist, kannst du ja mal das Spiel in der Riemenzugrichtung und quer dazu prüfen, Ergebnis wird vermutlich sein, dass es in der einen Richtung wesentlich größer ist. Irgendwann steht die Welle so schief, dass der WDR nicht mehr dichten kann, dann wirst du Luftprobleme bekommen. Der Lagerverschleiß wird natürlich durch zu hohe Riemenspannung verstärkt. Noch ist sie ja anscheinend dicht, da wird sich das Rad bei korrekter Spannung wieder gerader stellen. Falls das ein Problem wird, kann man da auch eine neue Lagerbuchse einziehen, das wäre dann aber der Moment, wo man die komplette Pumpe mal überholen und neu dichten würde.
Zu 3: Ja.
Zu 4: Es kann nicht, es wird. Nach Arbeiten an der ESP-Befestigung muss der Förderbeginn neu justiert werden. Insbesondere, wenn der Riemen abgenommen und ersetzt wurde.
Robert Sommer hat geschrieben:3.) Verschleiss im Block:
- noch keine Kompression gemessen, weil Motor ausgebaut
- der Abscheider liegt 24h in Diesel
- die Gummidichtung des Abscheiders auf dem Ventildeckel sifft ganz gut- muss die ersetzt werden?
Zu 1: Miss nach. Bei der Laufleistung sollte man sowieso mal die Düsen kontrollieren / ersetzen, wenn die raus sind, kann man auch mal eben die Kompression prüfen. Den Anlasser kann man auch ohne Getriebe mit kürzeren Schrauben montieren, um den Motor durchzudrehen. Batterie dann einfach mit einem Starthilfekabel anklemmen, keinen Kurzschluss bauen! Vom M8-Anschluss 30 kann man mit einem alten (es funkt ganz ordentlich und er wird erodiert) Schraubendreher auf den Steckkontakt von Anschluss 50 brücken, um den Anlasser zu betätigen.
Zu 2: Das wird reichen. Prüfen kannst du den Abscheider durch Durchblasen mit dem Mund wie Meister Röhrig mit dem Schnüffelstück. Es soll keinen spürbaren Widerstand ergeben. Wenn man die andere Öffnung zu hält, muss man spüren, dass beim Reinblasen die Membran im Innern arbeitet und dass nichts sonst wo rausbläst.
Zu 3: Das ist so ein 5EUR-Artikel, erneuern.
Robert Sommer hat geschrieben:Angesichts der Tatsache, dass der Motor bis auf Leckage klaglos gespielt hat, werde ich den jetzt einfach abgedichtet wieder einsetzen und kaputtfahren. Erst dann sehe ich mich nach einer neuen Lösung um.
Du sollst ihn ja nicht kaputt fahren. Wenn er verschlissen ist, kann man ihn relativ einfach wieder auffrischen. Verschleiß im Endzustand macht sich durch Kaltstartprobleme bemerkbar, das wirst du dann schon mitbekommen. Und wenn er rappelt und knackt, muss man ja nicht fahren, bis irgendwo ein Pleuel raussteht und das Öl auf der Straße liegt.
Viel Erfolg!