Hallo, du!
MissEllie hat geschrieben:Ich habe mir den LT28 vor ca. 3 Wochen gekauft, da ich totaler Laie bin. leider mit extrem vielen Baustellen.
(Scheibenrahmen undicht, Zentralelektrikprobleme, ziemlicher Rost unter der nagelneuen Verkaufslackierung usw.).
Für Rostbeseitigung ist eigentlich jetzt die ideale Jahreszeit. Wenn Rost unter neuem Lack erscheint, dann kommt er von innen, dh. von der Rückseite des Blechs bis durch zur Vorderseite sind Nadellöcher gerostet. Da kann man von außen machen was man will, das kommt immer wieder, wenn man es nicht auch von der Rückseite aus stoppt. Die Rückseite ist unproblematisch, da muss an den meisten Stellen kein Lack sein, sondern es genügt ein Rostschutzfett, das man auch mittels einer Sonde einbringen kann. Ich glaube, da ist "Korrosionsschutzdepot" dein Freund.
MissEllie hat geschrieben:Hauptproblem sind aber Motor sowie Radlager und Kradanwellengelenk....
Die Radlager würde ich dann einfach tauschen wegen Heulen. Man bekommt sie beim Teilehändler oder über das Internet, der Tausch ist problemarm, wenn man sich mit den alten Lagern noch auskennt. Tipps dazu stehen in unserem tollen WIKI unter
http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:reparaturtips:vorderradlager. Wenn aber nicht nur die Lager selbst, sondern auch die Achsgelenke Spiel haben (du deutest "hoch/runter" an), dann müssen die auch gewechselt werden, siehe WIKI unter
http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:reparaturtips:vorderachse_feder_stossdaempfer_wechseln.
Bei deiner Kardanwelle kommt es nun darauf an, was das für ein Riss ist. Wenn eine Gabel gerissen ist, ist am günstigsten wahrscheinlich ein Gebrauchtteil, passend zu deinem speziellen LT, siehe WIKI unter
http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:reparaturtips:kardanwelle_mittelgelenklager_wechseln,
http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:reparaturtips:kardanwelle und
http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:wichtige_daten:daten_kardanwelle.
MissEllie hat geschrieben:Angeblich sollte der Motor generalüberholt sein und der Wagen hat (auf dem Dorf, wo der Verkäufer wohnt) soeben frischen TÜV erhalten. ...
Nach nur 300 km Fahrt mit etlichen Problemen nun Motor mal anschauen lassen, wollten chemischen Kompressionstest machen...funktionierte nicht.
Das funktioniert bei unseren Dieselmotoren meistens nicht, weil die im Standgas im absoluten Magerbereich arbeiten... - ein besserer Hinweis auf den Motorzustand ist das Öffnen des Öleinfülldeckels im Standgas. Da sollte keine Rauchfontäne zügig raussteigen, sonst ist im Motor etwas undicht.
MissEllie hat geschrieben:Dann entdeckt dass die Zylinderkopfdichtung öl suppt, obowhl kein Wasser/öl-verlust und kein weisser Qualm. Einspritzdüsen sitzen totalfest, lassen sich nicht lösen. Dichtung Hosenrohr (hoffentlich erinnere ich den Begriff richtig ?) total undicht.
Zahnriemen/Wasserpumpe/Luftfilter wurden gemacht, aber sonst eigentlich nichts, auch die Glühkerzen sehen aus wie noch niemals getauscht.
Öl an der Zylinderkopfdichtung kommt meist in Wirklichkeit von weiter oben, entweder vom Ventildeckel oder den Nockenwellendichtungen oder aber von der Kurbelgehäuseentlüftung. Es läuft oft an der schlecht einsehbaren hinteren rechten Zylinderkopfkante herunter und verteilt sich dann auf der Dichtung. Um die Quelle zu finden (es kann ja nicht viel sein, sonst würde Verlust bemerkt), den Motor säubern (Bremsenreiniger, Küchenrolle) und nach einigen km nachsehen, von wo aus es nachkommt. Am Ventildeckel sind oft ganz banal die Muttern ungleichmäßig angezogen oder die Schraubbolzen nicht völlig im Zylinderkopf eingedreht, dann wird die Dichtung undicht. Oft braucht man nicht mal eine neue.
Das Hosenrohr ist mit einer Kegeldichtung gedichtet, wenn es verspannt sitzt oder die Schrauben am Ende sind oder der Kegelring fehlt, kann es dort undicht werden. Das ist jetzt kein K.O.-Kriterium...
Die festen Einspritzdüsen sind ein Problem: Werden die mit Gewalt gelöst, kann man dadurch Teile des Muttergewindes im Zylinderkopf rausreißen, der ist dann Schrott und das ist eine richtig teure Sache. Da sollte jemand mit Gefühl und dem passenden Werkzeug dran gehen, und bei der Wiedermontage sollten die Gewinde mit etwas Anti-Seize eingestrichen werden und das Montagemoment eingehalten werden, damit das nicht nochmal passiert. Es muss eine spezielle, extra lange Nuss benutzt werden, die die Leckölstutzen nicht beschädigt und an der Nuss muss die Kraft, mit der auf den Griff gedrückt wird, mit der anderen Hand kompensiert werden, damit man nichts beschädigt.
Die Glühkerzen müssen nur getauscht werden, wenn sie defekt sind. Fast immer haben sie dann erhöhten elektrischen Widerstand (seltener Kurzschluss) bzw. verminderte elektrische Leistungsaufnahme. Durch eine Strommmessung mit einem Zangenamperemeter kann man das sehr schnell und ohne Demontage nachprüfen: Beim ersten Vorglühen des völlig kalten Motors sollte der Gesamtstrom kurzzeitig an die 100A betragen und dann auf ca. 70A zurückgehen. Wenn der Motor sonst nichts hat und du das Auto wegen solcher Kleinigkeiten günstig bekommen hast, kannst du froh sein.
MissEllie hat geschrieben:Klacker/Nagelgeräusch bisher ungeklärter Ursache)sowie Geklöter im Auspuff .Ziemlich viel schwarzer Qualm beim Anfahren und Beschleunigen. Riss im Mittelgelenk der Kardanwelle.....Weiter haben wir jetzt noch gar nicht geschaut.
Klackern und Nageln kommen oft durch eine defekte Vakuumpumpe. Wenn das im Stand auftritt, aber sofort weggeht, wenn man mehrfach sehr feste die Bremse durchpumpt, ist sie es sogar ziemlich sicher. Aufpuffe sind leider Verschleißteile, wenns darinnen klötert, ist schon was losgerostet und er wird bald kaputt sein.
Der schwarze Qualm sollte abgeklärt werden, der kann von einem verstellten Förderbeginn (evt. Pfusch beim Riemenwechsel, da wird er nämlich eingestellt) oder von tropfenden Einspritzdüsen kommen, die können auch Nageln verursachen.
MissEllie hat geschrieben:Nun die Fragen : da ich mich sehr schnell entscheiden muss.
HAbe sofort den Verkäufer kontaktiert. Der ist wohl bereit, mir ca. 1500 Euro zu erstatten zur Reparatur des Motors....aber : kriege ich für das Geld überhaupt Motor, Radlager etc. repariert , vor allem da ja auch die Einsptritzdüsen absolut festsitzen ? Lohnt sich das Ganze oder soll ich den Wagen lieber zurückgeben ? Wonach sollte ich noch gucken ? Für die Reparatur von Scheibenrahmen und Zentralelektrik habe ich ein Angebot über ca. 500,00 Euro und wer weiss was noch alles kommt ?
Gibt es hier in/bei Hamburg, der (relativ günstig) bei der ganzen Schrauberei helfen würde/könnte/wollte ?
Alles sehr gute Fragen...
Die Antwort ist aus der Ferne immer schwierig. Ob sich das lohnt, hängt davon ab, wie gerne du diesen LT hast und was du in Eigenleistung erledigen kannst - LT Fahren ist teuer, auch, wenn das Fahrzeug zunächst sehr preiswert erscheint...
Außer den genannten Sachen solltest du die Bremsanlage noch checken, insbesondere den Bremskraftregler.
Ich habe da oben aufgehört, noch WIKI-URLs anzugeben, sonst wird das noch ein Buch hier. Das Wiki hat aber eine Such(t)funktion, gib einfach das entsprechende Schlagwort ein und dann kannst du ganz viel lesen (und sicher auch wieder fragen).
MissEllie hat geschrieben:Ganz lieben Dank im Vorraus und viele Grüße an alle LT-Liebhaber.
Ohmann - sorry für die vielen Tippfehler - bin grad echt etwas gestresst

Das Forum ist mit dir. Du musst nun überlegen, ob es ein LT sein soll. Nicht von ungefähr erzielen die durchsanierten Fahrzeuge trotz ihres Alters noch ganz schöne Preise. Die Werkstattsituation ist auch angespannt, die meisten kennen sich mit den alten LTs nicht mehr richtig aus, weil die Wissensträger so langsam in Pension gehen. Andererseits fahren ja angeblich im Hamburger Raum ziemlich viele LT, und da schreibt sicher jemand noch, zu welcher Werkstatt man gut gehen kann.
Gruß,
Tiemo