Nachdem ich schon immer ein Freund von eher unnützen Projekten war und die Kosten-Nutzen-Rechnung immer hinter die Freuden und den Lerneffekt beim Elektroniktüfteln trat suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Und was lag näher, als den LT als Spielwiese zu benutzen, wenn dabei sogar noch die ein oder andere nützliche Funktion dabei rausspringt. Die Idee des Bordcomputers war geboren. Das ganze realisiere ich mit per CAN vernetzten Mikrocontrollern. In meinem alten Bus hatte ich einen Laptop verbaut, der ein paar Funktionen übernommen hat. Aber es nervte mich, dass ich immer erst den Computer einschalten und hochfahren musste. Ich will ein System haben, das sofort einsatzbereit ist.
Herzstück der Anlage ist ein 7‘‘ Toch-TFT Bildschirm, welcher an die Stelle kommt, wo bisher der Aschenbecher und der Lüftungsschlitz war. Die bisherige Blende des LT hat natürlich nicht den passenden Ausschnitt für das Display, weshalb ich das Originalteil mit Kunstharz abgegossen habe. Den bisherigen Ausschnitt für Aschenbecher und Lüftungsschlitz habe ich zuvor mit Knetmasse verschlossen, sodass ich in meiner Kopie an der Stelle eine glatte Oberfläche habe. Der Rest ist genauso strukturiert wie im Original.
Und so sah das ganze im Bau aus:
Im folgenden Bild sieht man die Originalblende, welche sich einfach abziehen lässt. Der alte Ausschnitt wurde verschlossen

Der fertige Abguss (rechts) ist vom Original (links) kaum zu unterscheiden

In die Kopie wurde das Display eingelassen. Man sieht am unteren Rand der Bildschirmblende noch den alten, jetzt glatten Ausschnitt des Originalteils. Das stört aber nicht weiter, da an dieser Stelle noch zwei Schalter, ein SD-Kartenslot und Chinch Buchsen hin kommen.


Die Originalblende ist lediglich mit 4 Steckzapfen in das Armaturenbrett gesteckt. Diese Zapfen habe ich zwar mit abgegossen, jedoch sind sie im Original aus Metall und im Abdruck aus Kunstharz, was bei den dünnen Dingern nicht viel hält. Daher werden auf der Rückseite der Blende Magnete eingearbeitet, sodass alles schön an seinem Platz bleibt.
Das Display ist aber noch nicht im Bus eingebaut, da der Rest des Projekts noch nicht fertig ist und ich das Display Zuhause für meine Versuche brauche. Bilder vom Einbau werden selbstverständlich nachgereicht. Aber im Folgenden Bild sieht man den künftigen Einbauort mit abgenommener Blende und entnommenen Aschenbecher

Leider werde ich nicht umhinkommen etwas Metall auszusparen, was einen späteren Rückbau sehr erschwert und mir persönlich nicht so gut gefällt.
Und so ähnlich sieht das Ganze dann mal im Betrieb aus. Hier mal ein vorläufiger Schnappschuss von der Elektrikpage:

Zusätzlich habe ich ein kleines grafikfähiges Dotmatrixdisplay über dem Tacho eingelassen. Dazu musste erst mal das ganze Zeug raus:

Nach ein bisschen sägen und feilen wurde alles wieder eingebaut und sieht nun so aus:

Links neben dem Display sind zwei Potis für Kontrast und Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung. Rechts daneben ein roter Taster, welcher mit LED beleuchtet werden kann. Das wird eine Art Masterwarnung, die aufleuchtet und durch Knopfdruck gelöscht werden kann. Zur weiteren Bedienung des kleinen Displays habe ich einen Drehimpulsgeber (die kleinen Rädchen, die man endlos drehen und zur Bestätigung auch drücken kann) in eine Leerblende für die Schalter rechts eingebaut. Sieht man ein paar Bilder weiter oben neben den Hebeln für Heizung & Co.
Dient das kleine Display lediglich zur Anzeige von Geschwindigkeit, Km, Tank o.ä., wird über das TFT Display alle übrigen Informationen angezeigt und es können alle Verbraucher geschaltet werden. Das ist für die Fahrt praktisch, beim Campen ist der Einbauort natürlich unpraktisch. Deshalb werde ich mir eine entsprechende App für mein Handy schreiben, welches dann mit Bluetooth Kontakt zum Bordcomputer hält und auch vom Handy aus alles gesteuert werden kann.
Aber nun zu den Funktionen:
Zum einen werde ich die folgenden Parameter messen und anzeigen:
-Drehzahl (Grüner Bereich wird dynamisch mit Öltemperatur verändert)
-Geschwindigkeit
-Km (unterschiedliche Tageskilometerzähler, Gesamtzähler, etc)
-Erinnerungen an Kundendienste in Abhängigkeit von Km oder Zeit
-Öldruck
-Öltemp
-Ladedruck
-Kühlwassertemp
-Treibstoffvorrat (Rest Km-Rechner, Durchschnittsverbrauch etc.)
- Lade und Entladestrom Start- und Wohnraumbatterie aufgeschlüsselt nach Solaranlage, LiMa, Ladegerät
- Frischwasservorrat
-Temperatur Innen/Außen
-Kühlschranktemperatur
-Betriebsmodus Kühlschrank mit Warnung bei Gasbetrieb während der Fahrt
-Betriebszustand Boiler
-Betriebsstundenzähler
...
Mit diesen Informationen will ich so einiges umsetzen, denn anzeigen ist ja langweilig ;)
So gibt es ein paar Dinge, die mich oft schon genervt haben und die ich damit abstellen werde. Zum einen ist da die Frischwasserpumpe. Wenn ich den Wasserhahn nicht ganz zudrehe, kommt zwar kein Wasser mehr, die Pumpe läuft hingegen weiter und die zieht mal richtig Strom. Unterm Tag höre ich oft gar nicht, dass die ein paar Stunden weiter läuft. Hier werde ich einen Sicherheitstimer einbauen, der die Pumpe nach einer einstellbaren Zeit stoppt. Zurückgesetzt wird der Timer einfach durch vollständiges schließen des Wasserhahns.
Der Boiler ist zumindest bei mir sehr windempfindlich und geht bei ungünstigem Lüftchen oft auf Störung. Dies soll ebenfalls erkannt und der Boiler neu gezündet werden. Wie bisher aus- und wieder einschalten.
Ursprünglich wollte ich die Betriebsart des Kühlschranks auch automatisch wählen lassen (Fahrt 12V, Landstrom verfügbar 230V und ansonsten Gas). Aber da die Zündsicherung des Kühlschranks im Gasbetrieb zunächst durch Knopfdruck manuell überwunden werden muss, lässt sich das wohl nicht so einfach elektronisch lösen. Auf dieses Gimmick werde also verzichten, denn Sicherheit geht vor. Also werde ich lediglich eine Warnung ausgeben, wenn der Kühlschrank auf Gas läuft und ich den Motor starte.
Für die 230V Versorgung sollen künftig die gleichen Steckdosen von Landstrom, oder vom Spannungswandler versorgt werden. Landstrom soll automatisch erkannt und ein evtl. laufender Konverter abgeschaltet werden. Einbauorte für die Steckdose sollen sein: Hintere Sitzbank, Lampenleiste Küchenbereich, Schiebetürbereich und Armaturenbrett (Bereich Luftaustrittsdüsen für die Füße zwischen den Vordersitzen, sprich unterhalb der offenen Ablage Bereich Aschenbecher)
Da meine Standheizung defekt ist und ich sowieso nur im Sommerhalbjahr unterwegs bin werde ich für diese keinen Ersatz
anschaffen. Im Frühling oder Herbst kann es aber doch mal frisch werden, weshalb ich einen kleinen Heizlüfter an Bord habe. Hier werde ich eine Steckdose so anschließen, dass sie mit einstellbarer Innentemperatur schaltet. Somit habe ich i.V.m. dem Heizlüfter auch eine komfortable Temperatursteuerung. Hier wäre z.B. auch eine Nachtabsenkung o.ä. möglich.
Allgemein werden alle Steckdosen ob 230V oder 12V oder 5V schaltbar sein. Ob nun Zeit-, Strom-, oder Temperaturgesteuert ist dann ja alles möglich. Z.B. Abschaltung des Handyladegerätes bei Vollladung o.ä.
Nächster Punkt ist das Autoradio. Meine Musik kommt meist per Bluetooth vom Handy. Hierzu habe ich ein kleines Bluetoothmodul an den AUX Anschluss des Radios geklemmt, da meine olle Möhre kein BT integriert hat. Leider zieht das Radio ganz schön Strom, weshalb es nur so lang wie nötig laufen soll. Wenn ich also keine Musik mehr hören möchte, dann soll es automatisch abschalten, ohne dass ich mich hierzu vom Campingstuhl bemühen muss. Darum habe ich eine „Audioerkennung“ eingebaut. Sobald einige Sekunden keine Musik mehr gespielt wird, schaltet sich das Radio aus. Wenn ich am Handy wieder einen Song abspiele schaltet sich das Radio wieder zu. Ist auch ganz nett, das Radio zum Einschlafen spielen zu lassen. Einfach im Handy einen Sleeptimer einstellen und das Radio wird automatisch mit ausgeschaltet, ohne im Bordcomputer nochmals einen Timer einstellen zu müssen.
Eine kurze Demo sieht man hier:
http://www.youtube.com/watch?v=esX91Q6XWkI&feature=youtu.be
Hier stand aber weniger die Optik, als der Funktionstest im Vordergrund. Die Darstellung auf dem Display wird natürlich noch geändert.
Um mich am nächsten Morgen von Musik wieder wecken zu lassen musste natürlich eine Umschaltung von AUX auf Radio oder CD her. Dazu habe ich das Radio angezapft. Es ist ein JVC mit abnehmbarer Blende. Darunter verbergen sich 16 Kontakte, die ich nach hinten rausgeführt habe.



Jetzt muss ich „nur“ noch belauschen, welcher Tastendruck welchen Code an das Radio sendet und kann dies mit einem Mikrocontroller nachbilden.
Die gemessenen Daten hinsichtlich Lade/Entladeströme werden mitgeloggt, sodass ich mir den zeitlichen Verlauf auch mal im Diagramm anzeigen lassen kann. Als speicher dient hier eine SD Karte, die unterhalb des Monitors eingeschoben wird. Durch die Kenntnis des Lade-/Entladestroms weiß ich auch immer, wieviel Ah noch verfügbar sind und muss mich hier nicht auf grobe Spannungswerte verlassen, die je nach geschalteter Last doch nicht aussagekräftig sind. Ein Tiefentladeschutz ist ebenso vorgesehen, wie eine Notumschaltung auf die Starterbatterie, falls man doch noch mal schnell duschen möchte, die Bordbatterien aber bereits ausgelutscht sind.
Verschiedene Warnungen (leere Batterie etc.) werden dann über die Autolautsprecher ausgegeben. Hierzu werde ich wohl nicht umhin kommen einen MP3-Player zu basteln, der verschiedene Files abspielen kann. Ein sprechender LT hat doch was

Als Erweiterung meiner Wasserversorgung habe ich mir Magnetventile für Frisch-/Abwasser sowie Boiler vorgestellt. Hier wäre z.B. eine automatische Entleerung des gesamten Wassersystems bei anhaltendem Frost denkbar.
Ein digitales Fahrtenbuch, welches in Form einer Exceltabelle auf SD-Karte geführt wird ist auch möglich.
Den Plan einen Tempomaten zu bauen habe ich verworfen, da mir das dann doch zu heikel ist. Mehr als dauerhaft Vollgas kann im Fehlerfall zwar nicht passieren (und da rührt sich beim LT ja nicht viel ;)) und die Gefahr ließe sich mit dem Treten der Kupplung auch beseitigen. Aber wie gesagt. Sicherheit geht vor. Zudem kann ich ja damit leben, wenn im Urlaub mal ein Fehler auftritt und ich den in Ruhe beheben kann. Aber auf der Heimfahrt in der Nacht auf dem Standstreifen der Autobahn einen fehlerhaften Tempomaten reparieren...nein Danke.
Denkbar wäre noch eine Einparkhilfe per Ultraschall zu integrieren. Ist aber bislang nicht vorgesehen, auch wenn entsprechende Sensoren hier rumliegen und auf Verwendung warten. Auch eine digitale Wasserwaage wäre denkbar. Evtl. gleich mit Anzeige unter welches Rad ein Auffahrkeil gehört. Das sind aber alles Spielereien, die vorerst noch nicht eingeplant sind. Aber ich halte das System recht „offen“, sodass es jederzeit erweitert werden kann. Hierzu habe ich einen CAN-Bus verbaut. Neue Module können so einfach angeschlossen und eingebunden werden.
Soweit mal die Planung und der derzeitige Entwicklungsstand. Das Projekt schlummerte den Sommer über, weil ich da den Bus viel lieber nutze, als daran zu basteln. Aber der Winter kommt und langen Bastelabenden steht nichts im Wege. Ich hoffe, dass die Entwicklung bis nächstes Frühjahr soweit vorangeschritten ist, dass das Projekt zumindest Teilweise eingebaut werden kann.
Für Ideen und Anregungen, auch wenn sie noch so absurd erscheinen bin ich immer offen. Bei mir müssen Projekte nicht immer einen Nutzen haben ;)
Viele Grüße
Fabian