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Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Dienstag 18. Oktober 2011, 11:00
von Gerhard Reinig
Hallo Leute,

müsste ganz dringend meinen Zahnriemen Nockenwellenantrieb wechseln.
Habe schon gesucht, aber bezüglich Strategie, was alles abgebaut werden muss, nicht fündig geworden (vielleicht jemand Tip).
Muss ich den Ausgleichsbehälter wegbauen oder kann der drinnen bleiben, so dass ich keine Kühlwasser ablassen muss?
Wie demontiere ich den Visko-Lüfter ohne Kühlerausbau wenn der Rahmen weg ist?
Wie ich die Wellen stellen muss weiß ich, es geht mir um die beste Vorgehensweise mit wenig Aufwand.
Wasserpumpe will ich drinnen lassen, die Pumpt richtig gut.

Wie gehe ich am besten beim Getriebeausbau vor?
Muss ich das Öl rinnen lassen oder ablassen? Was passiert, wenn ich die Antriebswelle hinten rausziehe, läuft mir die Suppe auf den Bauch (vermute mal Ja)?
Kann ich die Welle hinten am Differenzial, an der Harting-Scheibe einfach abschrauben, dann die mittlere Aufhängung entfernen und Welle einfach rausziehen?
Wenn ich das Öl ablassen muss, habt Ihr 'nen Tipp, frischen Öl einzufüllen? Habe keine Bühne oder Grube, auch keine Pumpe zum befüllen.

Bin für jeden Tipp dankbar.
Übrigens: Ist der 6-Zyl DV Turbo-Diesel schräge Lage.

Gruß
Gerre

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Dienstag 18. Oktober 2011, 14:23
von tiemo
Hallo Gerre!

Gerre hat geschrieben:müsste ganz dringend meinen Zahnriemen Nockenwellenantrieb wechseln.
Habe schon gesucht, aber bezüglich Strategie, was alles abgebaut werden muss, nicht fündig geworden (vielleicht jemand Tip).


Aber selbstverständlich... - Wiki macht kluch ;-)
http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:reparaturtips:zahnriemenwechsel_diesel

Gerre hat geschrieben:Muss ich den Ausgleichsbehälter wegbauen oder kann der drinnen bleiben, so dass ich keine Kühlwasser ablassen muss?


Ja, der muss weg. Es sei denn, du arbeitest komplett von unten (Hubbühne, Grube).

Gerre hat geschrieben:Wie demontiere ich den Visko-Lüfter ohne Kühlerausbau wenn der Rahmen weg ist?


Dazu sollte genug Platz sein. Es gibt aber auch eine Methode ohne Demontage von Lüfter und Schwingungsdämpfer (Sägemethode, s. u.).
In diesem Fall muss der neue Zahnriemen durch den Lüfter "gefädelt" werden.

Gerre hat geschrieben:Wasserpumpe will ich drinnen lassen, die Pumpt richtig gut.


Eine Wasserpumpe sollte etwa alle zwei Riemenwechsel erneuert werden, dann ist ihre Abdichtung und Lagerung verschlissen. Wäre doch schade, wenn der Riemen in einem halben Jahr schon wieder runter müsste. Umlenkrolle desgleichen. Wenn die neue wieder genauso gut pumpen soll, achte darauf, eine mit metallischen Pumpenflügeln zu bekommen. Die aus Plastik stehen im Ruf, gerne irgendwann durchzudrehen, weil sie nicht so fest auf der Welle sitzen.

Gerre hat geschrieben:Wie gehe ich am besten beim Getriebeausbau vor?
Muss ich das Öl rinnen lassen oder ablassen? Was passiert, wenn ich die Antriebswelle hinten rausziehe, läuft mir die Suppe auf den Bauch (vermute mal Ja)?


Wenn du die Welle abziehst, läuft es, aber nicht besonders schnell. Vw hat dafür einen passenden Stopfen, vielleicht kannst du was improvisieren. Bitte hinterher als Tipp posten, danke!
Manche bocken den LT auch hinten hoch, dann läuft nichts (Achtung: Handbremse wirkt auf die Hinterräder, daher Vorderräder unbedingt gut festsetzen!).

Gerre hat geschrieben:Kann ich die Welle hinten am Differenzial, an der Harting-Scheibe einfach abschrauben, dann die mittlere Aufhängung entfernen und Welle einfach rausziehen?


Das ist keine Hardy-Scheibe, sondern ein Kardan-Gelenk. Nach Lösen der Flansch-Schrauben fällt die Welle samt Gelenk einfach ab. Darauf achten, dass sie am Mittellager nicht zu stark geknickt wird. Ansonsten genau so.

Gerre hat geschrieben:Wenn ich das Öl ablassen muss, habt Ihr 'nen Tipp, frischen Öl einzufüllen? Habe keine Bühne oder Grube, auch keine Pumpe zum befüllen.


Castrol TAF-X schaltet sich schön, das nehme ich gerne. Das Öl ist in Flaschen mit ausziehbarem "Schnöpel", das bekommt man auch so ganz gut rein. Man braucht dann halt anderthalb Kartons von den kleinen Dingern...
Ich würde das Getriebeöl auf jeden Fall wechseln, wenn da schon offen ist, es altert auch. "Lifetime" bedeutet nur, dass defektes Öl die Lebensdauer deines Getriebes beendet. Such mal im o.g. Wiki, da steht auch was zum Getriebe. Es könnte sich lohnen, auch die Wellendichtringe zu ersetzen, wenn der "Patient" schon vor einem liegt und das Öl raus ist.

Hier noch mal ein Link zur sog. "Sägemethode":
http://lt-ecke.oxline.de/zrwspecial.htm

Gruß,
Tiemo

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Dienstag 18. Oktober 2011, 17:11
von erazer13
Wow Tiemo....perfekt beschrieben...ABER....ich hoffe er übernimmt sich nicht dabei - > und das Einstellen ist dann was anderes.... :roll:

Benötigtes Werkzeug: GROSSER Drehmomentschlüssel, Nockenwellen-Lehre, Absteckdorn, Messuhr inkl. Adapter für die ESP.

Messuhr, Absteckdorn, Nockenwellen-Lehre gibts hier:
http://www.ebay.at/itm/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=330514172506&ssPageName=STRK:MEWNX:IT
Bild

mfg - Martin

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2011, 11:14
von Gerhard Reinig
Hey, vielen Dank Leute für die nützlichen Tips!!!

@Timo: Danke, schließe mich Erazer an, wirklich perfekt geschrieben.
@Erazer: Hmmm, übernehmen werd ich nicht, auch nicht mit einstellen. Hab' meinen Gessellenbrief, allerdings auf Peugeot gelernt, wenn auch da Ganze ewig her, gelernt ist gelernt. Es geht mir hier darum, das Rad (bzw. die mehreren) nicht neu erfinden zu müssen, da ich auf dem LT noch keinerlei Erfahrung habe. Hätte es mir ja leicht tun können und ein Womo auf Peugeot- oder Fiat-Basis zu kaufen, aber hat ja "Jeder", weßhalb ich ja auch kein Golf fahre, wenn auch super Auto sein mag.
@Jürgen: Was meinst Du mit HT-Stopfen? Aber die 40 mm sind der richtige Ansatzpunkt denke ich. Werd mal schauen, was ich finde.

Okay Leut,

Dann leg ich mal los.
Wünscht mir viel Erfolg, Montag/Dienstag muss die Kiste laufen für wieder hoch zur Arbeit nach Umea zu fahren! :drive

http://maps.google.de/maps?q=Ume%C3%A5, ... en&t=h&z=8

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2011, 13:26
von Gerhard Reinig
@Jürgen: Alles Klar, dacht ich mir schon, als ich die Kardanwelle rauszog. Schlechtes Zeichen das kein Öl gekommen ist (ohne aufbocken hinten)? Ähm, natürlich nicht Ernst gemeint jetzt :roll:

Grüße zurück :drive

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Donnerstag 20. Oktober 2011, 23:08
von tiemo
Hallo Jürgen!

Jürgen Sach hat geschrieben:mit HT-Stopfen meine ich ein Endstück für das graue Abwasserrohr aus dem Baumarkt.


Ich hatte heute das "Vergnügen", einem alten LT (wirklich nicht mehr zu retten, Schweizer Käse ist wasserdicht dagegen...) das Getriebe und den Motor entnehmen zu dürfen. Der Tipp mit dem 40-er HT-Stopfen (ca. 60Cent) ist wirklich gut, vielen Dank! Als wäre das Getriebe in Wirklichkeit ein Abwasserrohr! Das kommt ins Wiki.
Nun fehlt nur noch ein ähnlich genialer Gegenstand zum Verstopfen des Tachowellen-Abgangs...

Gruß,
Tiemo

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Freitag 21. Oktober 2011, 22:56
von tiemo
Hallo Jürgen!

Jürgen Sach hat geschrieben:Der Tipp stammt ursprünglich vom KvB, der Dank geht also an ihn !


Ok, dann kommt das eben so ins Wiki. Ich danke dir trotzdem für die Übermittlung des Tipps! Er hat mir sicher eine größere Schweinerei erspart und Zeit gespart.

Gruß,
Tiemo

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Mittwoch 26. Oktober 2011, 21:55
von Gerhard Reinig
Kiste läuft wieder, Pumpe dicht, Zahnriemen neu, Kupplung neu, Simering Schwungscheibe und Kardanwelle neu, Probefahrt erfolgreich absolviert.
Habe bei Zahnriemenwechsel die Sägemethode angewendet, wobei ich allerdings nicht gebohrt habe, wie im Wiki zu lesen.
Hatte mir im Baumarkt zu dem Rundsägeblatt noch eine kleine Handsäge mit Metallsägeblatt gekauft mit der ich gut vorangekommen bin. Habe Stückweise gesägt und die gesägten, bzw. angesägten (Sollbruch) bereicht mit Meisel weggeschlagen.

Welle auf OT gestellt, mit Lackstift markierungen auf altem Riemen und Riemenscheiben, Riemen von Wasserpumpe und Spannrolle geschoben, raus und die Markierungen auf den neuen übertragen, zähne gezählt zur Kontrolle.
Neuen Riemen vorsichtig auf Wasserpumpe, Spannrollen und Riemenscheibe Nochenwelle geschoben, Spannung hat gepass und fertig.
Oje, jetzt schütteln einige wieder den Kopf hier. Aber hatte noch nie Probleme danach.

Auf jeden Fall Danke für eure Tips, Hilfen und Ratschläge!!!
Wünscht mir gute Fahrt, die 2300 km vom Saarland nach Umea in Schweden.
http://maps.google.de/maps?saddr=Freise ... ls&t=h&z=4

@Tiemo:
Anbei das Bild der Säge, vieleicht ja auch 'nen Tip Wert.

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Sonntag 4. März 2012, 17:59
von Roebyy
Moin Moin,

da ich ja gerade dabei bin, habe ich auch den Zahnriemenwechsel mit der Sägemethode vorbereitet. Ich habe zwar das Werkzeug, sprich den Gegenhalter dafür, aber es ist doch um einiges leichter in Zukunft.

Saege1.JPG
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Saege2.JPG
Saege2.JPG (115.81 KiB) 4528-mal betrachtet

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Montag 5. März 2012, 01:27
von LTfahrer
hallo

warum ist das stück was du weg gesägt hast eigentlich an dem motor? einen schutz des zahnriemens hätte man anders konstruiert.


gruß simon

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Montag 5. März 2012, 10:49
von tiemo
Hi Simon!

LTfahrer hat geschrieben:einen schutz des zahnriemens hätte man anders konstruiert.


Du vielleicht, ich sicher auch. Aber VW hat´s halt so konstruiert. Ist auch ein Montageschritt weniger bei der Produktion (dafür dann 15 mehr beim Endanwender, aber das merkt er ja erst nach 80000km).

Gruß,
Tiemo

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Montag 5. März 2012, 23:36
von LTfahrer
hallo

ist nicht nur ein produktionsschritt weniger sondern auch eine stabilisierung mehr. deswegen wohl auch die rundungen. hätte man material sparen wollen hätte man es auch dünner gestalten können.


gruß simon

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Dienstag 6. März 2012, 01:02
von tiemo
Hi Simon!

LTfahrer hat geschrieben:ist nicht nur ein produktionsschritt weniger sondern auch eine stabilisierung mehr. deswegen wohl auch die rundungen. hätte man material sparen wollen hätte man es auch dünner gestalten können.


Es gibt fertigungstechnische Gründe, weshalb man an ein relativ dickwandiges Teil nicht einfach eine sehr dünne Wand anformen kann: Probleme mit Verzug beim abkühlen, Probleme mit der Formfüllung usw. Man muss da einfach ein gewisses Verhältnis von Wandstärke zu Wandhöhe einhalten. Darüber hinaus muss das Teil tatsächlich eine gewisse Stabilität mitbringen. Weniger, um den Zahnriemen zu schützen als vielmehr, damit die Rippe nicht abreißt, wenn 5000 dieser Gussteile in eine Drahtgitterbox geschüttet werden oder auch schon beim Entformen auf der Rüttelstrecke. Wenn du dir die Rippe im oberen Teil betrachtest, siehst du, was zur Stabilisierung der Platte wirklich nötig wäre. Rundungen und Schrägen werden an Gussteilen immer angebracht, es sei denn, triftige Gründe sprechen dagegen.

Gruß,
Tiemo

Re: Strategie Zahnriemen und Kupplung

BeitragVerfasst: Dienstag 6. März 2012, 01:23
von LTfahrer
hi

also ich würde mir da gewisse gedanken über die stabilität schon machen. ob berechtigt oder nicht ist schwer festzustellen. aber gerre hat ja einiges noch stehen lassen. so oder so ist die demontage des schwingungsdämpfers aber auch keine all zu große arbeit.

gruß simon