Hallo Hannes, hallo Joto!
Hannes hat schon Recht mit den Bedenken, das sollte alles geprüft werden.
Ob sich eine professionelle Überholung oder ein aufgearbeiteter Austauschmotor rechnet, sei mal dahingestellt, da ist man mit mehreren 1000EUR dabei.
Mit "Hausmitteln" kann man den Durchmesser testen, indem man einen neuen Kolbenring einsetzt und mit einem Kolben in die zu messenden Tiefen drückt. Dort misst man den Spalt mit der Fühlerblattlehre. Unten ist er ja normalerweise noch Original. Sagt allerdings nichts über die Rundheit bzw. Ovalität aus. Aber ein DW mit erst 120.000km ist wahrscheinlich noch nicht so verschlissen, man weiß es halt nicht.
77.48mm Durchmesser ist ein Kolben der Stufe III / Hongruppe 751. Er hat 1mm Übermaß gegenüber dem Standardwert. Damit ist Aufbohren schon mal nicht einfach möglich, ganz Verrückte setzen dann aber noch Laufbuchsen ein (von VW so nicht vorgesehen, gibt es aber).
Ob man den lädierten Kolben noch verwenden kann, weiß ich nicht. Es hängt davon ab, ob der Kolbenboden durch die Einschläge Risse bekommen hat und man das Wirbelkammermaterial entfernt bekommt. Falls das gut ist, muss man darauf achten, dass er am "Feuerring" nicht breit gedrückt ist und das notwendige Laufspiel noch vorhanden ist, damit es nicht wieder zu Riefen (Reibern) führt, außerdem dürfen die Ringnuten nicht plattgedrückt sein, sodass die Kolbenringe frei beweglich sind. Die Verformung der Kolbenmulde ist zwar nicht schön, meist (auch bei Ventilabdrücken) aber zu verschmerzen.
Ob ein Pleuel krumm ist, kann man anhand des Kolbenüberstandes ermitteln, außerdem kann man es mit einer selbstgebauten Vorrichtung testen, in unserem WIKI unter
http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:reparaturtips:motor-ueberholung_nach_zahnriemenriss ist dazu was.
Wenn die Kurbelwelle raus kommt / alle 6 Kolben gezogen werden (wäre sinnvoll gewesen, sofern keine Honspuren erkennbar), würde ich auf jeden Fall mit neuen Lagerschalen wieder montieren, kostet nicht die Welt und ist kaum Mehrarbeit. Der "Dampf" auch eines guten DW hält sich zwar in Grenzen, aber besser ist besser.
Wenn der defekte Kolben nicht durch einen Kolben desselben Herstellers ersetzt werden soll, würde ich alle Kolben neu machen von einem Hersteller, denn schon wenige Gramm Unterschied zwischen einzelnen Kolben machen Unwucht im Motor. Kolben bekommen ist kein Problem, da die gleichen Kolben auch im VW T3 1.6D / TD verbaut waren. Man bekommt "Universalkolben" mit den Aussparungen für die Spritzdüsen der T3- und LT-Turbodieselmotoren, die man auch im Sauger einsetzen kann.
Casanova kenne ich nicht und weiß leider auch nicht, was von deren Instandsetzungen zu halten ist.
Gruß,
Tiemo