Hallo Benni!
Hanky hat geschrieben:Wir wollen jetzt einen neuen Kopf aufsetzen allerdings verzweifele ich an der Riemenscheibe, die einfach nicht abgehen will. Das Lüfterrad war mit einer Schraube fest, darunter sind 4 Schrauben auf der Riemenscheibe und 4 im Inneren. Ist da irgendwo noch etwas was die Scheibe auf der Welle hält? Gibt es irgendwo einen Thread der dieses Problem beschreibt? (vllt. bin ich zu doof für die Suchfunktion)
Die Sägemethode wollte ich eigentlich erst wenn es wirklich garnicht klappt anwenden.
Falls jemand die Anzugsmomente für die Kopfschrauben und Nockenwellen Stirnräder (heißen die denn so?) griffbereit hat wäre ich sehr dankbar.
So wie du schreibst, sollltest du dir jemand zur Hilfe holen, der sich mit diesen Motoren gut auskennt. Sonst wird das nichts. Wenn du von hier gute Tipps haben möchtest, solltest du deinen LT genauer beschreiben, in diesem Fall etwa Baujahr, Motorkennbuchstaben oder Leistung und Diesel/Benziner sowie die km-Leistung, dann hat man ein genaueres Bild.
In unserem wunderbaren WIKI ist beschrieben, wie man den Zahnriemen wechselt, da stehen auch Momente, es gibt eine sehr gute Anleitung als PDF. Für den Zylinderkopf gibt es das leider noch nicht.
Um diese Arbeiten sinnvoll durchführen zu können, solltest du dir auch den Reparaturleitfaden für die 6-Zylinder-Diesel im LT besorgen, denn das sind lauter funktionskritische Teile, an denen du da herumdoktorst, und wenn du nicht genau Bescheid weißt, hast du schnell den ganzen Motor zerstört.
In aller Kürze:
Die Viskokupplung des Lüfters ist mit einer Schraube fest, das scheinst du ja schon gelöst zu haben.
Darunter sitzt im Schwingungsdämpfer ein Adapter, der mit 4 Schrauben fest ist, den musst du abnehmen. Das geht nach Lösen der Schrauben mit einem aus einer langen Schraube oder Gewindestange gefertigten Abzieher.
Darunter wiederum sitzen 5 Schrauben, 4 kleinere, die den Schwingungsdämpfer (der nebenbei auch noch eine Riemenscheibe ist) mit der Zahnriemenscheibe der Kurbelwelle verbindet und die sogenannte Zentralschraube, mit der die Zahnriemenscheibe auf der Kurbelwelle befestigt ist. DAS IST EINE KRITISCHE STELLE, denn erstens ist die Schraube mit einem verhältnismäßig hohen Moment von 460Nm (!) angeschraubt, wofür man einen ziemlich großen Drehmo braucht, zweitens muss man die Kurbelwelle mit diesem Moment natürlich auch gegenhalten. Dafür gibt es Spezialwerkzeuge, manche halten auch an der Schwungscheibe gegen. Besonders beim Anziehen mit bereits montiertem Zylinderkopf muss man streng darauf achten, dass dabei nicht die Kurbelwelle so weit verdreht wird, dass man damit die neuen Ventile gleich wieder beschädigt. Das Anzugsmoment von 460Nm mit vorheriger Behandlung der Zentralschraube mit Gewindekleber/Korrosionsschutz muss unbedingt eingehalten werden, sonst verdreht sich die Verbindung später und es gibt Motorschaden an Kurbelwelle und/oder Zylinderkopf.
Die Zahnriemenräder an der Nockenwelle werden als Nockenwellenantriebsrad (das vorne) und ESP-Antriebsrad (das hinten) bezeichnet. Stirnräder sind normalerweise Zahnräder, die ihre Verzahnung auf der Stirnseite haben, keine Zahnriemenräder. Solche finden bei anderen Motoren Verwendung. Mit ihnen muss man die Nockenwelle so zur Kurbelwelle einstellen, dass die Ventile nicht die Kolben berühren, passend öffnen und dass die ESP (Einspritzpumpe) im passenden Moment einspritzt. Dazu sind diese beiden Räder auf der Welle frei drehbar, ohne Keilverbindung und es gibt wiederum Spezialwerkzeuge, mit denen man die Lage von Kurbel-, Nockenwelle und ESP zueinander, sowie die Riemenspannung genau einstellen kann. DIESE EINSTELLUNG BEEINFLUSST ENTSCHEIDEND, WIE UND WIE LANGE DER MOTOR HINTERHER LÄUFT.
Wenn der alte Riemen gerissen ist, hat er sicher einen Grund dafür gehabt: Er war überaltert, durch falsche Spannung oder chemische Einflüsse geschädigt oder ein anderes Element im Riementrieb hat blockiert oder nachgegeben. Je nach MKB (Motorkennbuchstabe) kommen dafür die Wasserpumpe (alle MKBs), die Umlenkrolle (alle MKBs) und die Spannrolle (ACT/ACL) infrage. Diese Elemente sollte man daher bei der Gelegenheit ebenfalls gegen neue mit vernünftiger Qualität ersetzen.
Die Arbeiten am Zylinderkopf sind genauso anspruchsvoll. Wichtig ist, dass die Gewinde und die Dichtflächen peinlich genau sauber sind. Öl in den Gewinden und/oder die falschen Zylinderkopfschrauben können zB. beim Hereindrehen der Kopfschrauben den Block hydraulisch/mechanisch sprengen, beliebter Kunstfehler... Rückstände auf den Dichtflächen sorgen für Undichtigkeiten im späteren Betrieb.
Die Kopfdichtung muss beim LT manuell zentriert werden und die richtige von 3 möglichen Stärken haben. Bei den Kopfschrauben gibt es verschiedene Typen je nach MKB, die nur zum Teil wieder verwendbar sind. Anzugsreihenfolge und gestufte Drehmomente/Winkel sind einzuhalten. Das ist ein umfangreiches Thema, was ausführlich im Original-RLF von VW behandelt wird, den das Forum aber aufgrund von Urheberrechten nicht bereitstellen kann. Man kann ihn aber über ERWIN kaufen und runterladen, und das ist bei einem solchen Reparaturumfang auch absolut sinnvoll, selbst, wenn ein Profi mit schraubt.
Viel Erfolg!
Tiemo