Wie schlimm ist dieser Rost?

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Wie schlimm ist dieser Rost?

Beitragvon Schorsch91 » Samstag 7. März 2015, 12:11

Moin,

ich hatte mich hier schonmal vorgestellt:Björns Selbstvorstellung
Aus dem Wagen ist leider nichts geworden. Aber ich gebe nicht auf und fand einen neuen. Hab ihn mir von außen angeguckt und eigentlich ist alles schön soweit- mit Ausnahme von zwei drei Stellen, wobei mir die eine hinten Richtung Tank nicht so dramatisch aussieht. Welche ich jedoch schwer EInschätzen kann ist die zweite (Siehe alle Bilder unten...) Vielleicht für das geübte Auge ein schnelles "Lass die Finger davon" oder "Ach, kein Problem". Was meint ihr? Schnell machbar - kann man Kaufen oder komplett weggegammelt? Achja: Der Wagen geschlossener Kasten hat 94Tkm runter (der Innenausstattung, schaltung etc. nach zu urteilen auch glaubwürdig) 2,4D mit 51KW/69PS EZ 02/91 und TÜV bis 7/16, neu ist:
4 neue Ganzjahresreifen
Bremssättel
Bremsscheiben inkl. beläge
Bremsschläuche vorn.
Radlager vorn
Öl wechsel mit filter
Diesel filter.

Was ist ein Fairer Preis geschätzt?

Danke euch vielmals!
Gruß Björn
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Zweite Roststelle - was ist hier los?
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Erste Roststelle - Sollte gehen, denke ich?
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Erste Roststelle - Sollte gehen, denke ich?
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Re: Wie schlimm ist dieser Rost?

Beitragvon syncromat » Samstag 7. März 2015, 13:10

Tja,so einfach kann man das nicht sagen.Es war auf jeden Fall schon mal einer dran.Was dich darunter erwartet,sieht man erst wenn es freigelegt wurde.Machbar ist das sicherlich,und wenn es nur die Stellen sind,ist es ja überschaubar.
LG Frank

Ich bin nicht wie die anderen,ich bin SCHLIMMER!
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Re: Wie schlimm ist dieser Rost?

Beitragvon tiemo » Montag 9. März 2015, 03:32

Hallo Schorsch!

Insgesamt sieht der LT für mich ziemlich gut aus. Es ist halt ein Fahrzeug, das fast 24 Jahre aufm Buckel hat, da kann man keinen Neuzustand erwarten, es sei denn, man ist bereit, auch einen Neupreis zu zahlen.
An so alten Autos ist auch immer mal was zu machen. Wohl dem, der das selber kann und sich nicht von Werkstätten "was vom Pferd" erzählen lassen muss, ist leider so.
Mein LT ist übrigens auch ein 1991-er und sah leider nicht mehr so schön aus. 350.000km haben da dann doch Spuren hinterlassen...

Ganz kurz meine Einschätzung zu den Fotos:

Bild 1, Bereich Auspuff:
Das ist der altersgemäße Fugenrost an den Stoßstellen der Blechpaneele. Dabei passiert folgendes: Von außen ist der LT ganz gut vor Rost geschützt. An den Übergangsstellen sind die Bleche um 90° nach innen gekantet und an dieser umgebogenen Lasche durch Punktschweißung alle paar cm miteinander verbunden. Nach der Phosphatierung und Grundierung wurde die Fuge mit einer elastischen Fugendichtmasse ausgespritzt und innen wie außen der Decklack angebracht. Innen meist recht dünn, weil die entsprechenden Stellen auch an der Rohkarosse schon ziemlich verdeckt hinter Verstärkungen liegen. Die waagrechte "Falte" ist der Übergang von der Wand zum inneren Bodenblech. Außen ist dir Karosserie aber noch doppelwandig weiter nach unten gezogen.

So weit, so schön beim Neufahrzeug. Die Fugenmasse altert leider und schrumpft dabei etwas, so das der Lack an den Rändern rissig wird, innen wie außen. Außen wird durch Reinigen, Wachsen etc. immer drauf geachtet, dass diese empfindlichen Stellen keinen Rost ansetzen, aber innen kann man ja schlecht ran, besonders bei Wohnmobilen. Unten würde es noch gehen, aber kaum jemand legt sich unter den LT und säubert die doppelwandige Randpartie von Schlamm, der hineinspritzt und konserviert sie, etwa mit dauerflüssigen Fetten, die durch die Kapillarwirkung in jeden kleinen Riss gezogen werden, der sich öffnet. Salziger Schlamm und Laub wird von den Rädern aufgewirbelt und setzt sich in den Zwischenräumen ab, sogenannter "Komposter".

Dadurch beginnen die Fugen von innen her zu rosten, an den umgebogenen Laschen, zwischen diesen, zwischen den einzelnen Schweißpunkten.
Rost hat die Eigenschaft, ein größeres spezifisches Volumen (l/kg) zu haben als der Stahl, aus dem er entsteht (er nimmt mehr Raum ein bei gleicher Menge). Dadurch "quillt" das Material in der Fuge und drückt sie auseinander, was wiederum die Rissbildung verstärkt. Die Feuchtigkeit dringt durch den sich bildenden Spalt nach außen vor und unterrostet den Lack. Auch hier wird der Lack durch die Volumenvergrößerung dann abgehoben, bildet die bekannten Blasen und der Rost tritt zutage. In diesem Stadium sind die Bleche meist noch nicht punktuell durchgerostet.

Spätestens nun muss man was tun. Von außen Lack und Rost an den Fugen entfernen, neu Grundieren (wobei das Grundierungsmittel möglichst tief in den Spalt der Fuge eindringen soll, zB. Owatrol), Verfugen und Lackieren. Und von innen das Wasser verdrängen, Rostansätze konservieren, dazu sind am besten dauerflüssige Fette (Mike Sanders, Fluid Film etc.) geeignet. Tut man von innen nichts, dauert es kein Jahr und die neue Lackierung außen ist wieder zerstört.

Auf deinem Bild sieht man eine leichte Einbeulung horizontal, da war mal ein leichter Unfall, etwas ist "vorbei geratzt" und hat dabei die Bleche gegeneinander arbeiten lassen, was die Fugen beeinträchtigt hat. Unten ist eine Stelle auf der Blechfläche erkennbar, da könnten schon nadelstichartige kleine Durchrostungen (sog. "Pinholes") vorliegen, daher ist der Lack dort blasig. Sicher klebt neben der Fuge ein Komposter in der Schürze, dort ist es immer feucht und salzig, das wirkt von innen..

Bild 2, Bereich Tankdeckel:

Hier ist ein relativ neuer, leichter Anfahrschaden zu sehen, der erst oberflächlich Rost zu bilden beginnt. Tut man hier auf Vorder- und Rückseite der Bleche nichts, wird sich auch dort Rost ausbreiten. Man sieht an der aufrechten Fuge, dass etwas oberhalb des eigentlichen "Treffers" der Lack in der Fuge abgeplatzt ist, ein Hinweis, dass bei solchen Belastungen die Fuge "arbeitet". Neben der Fuge scheint ein regelrechtes Loch ins Blech gerissen zu sein, Schweißarbeit.
Um den Tankdeckel und an der Kante darunter der Rost ist oberflächlich und unfallbedingt. Allerdings platzt dabei auch innen der Lack ab, das wird selten beachtet: Außen wird alles wieder schön gemacht, von innen gammelt es ab dem Zeitpunkt, die Uhr tickt...
In der unteren Ecke des Radlaufes erkennt man blasigen Lack mit Rost, hier ist innen wieder ein "Komposter" am wirken und das Blech weist Pinholes auf, durch die der Lack von innen zerstört wurde. Dort sind in der Ecke kleine Durchrostungen und flächig dünn gerostetes Blech zu erwarten, wo mit Flicken geschweißt werden müsste oder radikal ein kompletter Radlauf eingesetzt (meiner Ansicht nach unnötig). Hört sich dramatisch an, aber völlig normal bei dem Fahrzeugalter. Wenn man halt nix macht, rosten einem die "Karren" nach ein paar Jahren unter dem A....llerwertesten weg.
Nebenbei: Heckstoßfänger ist nicht Original, sondern Nachbau in Metall. Da gab es wohl ein Ersatzteilproblem, Stoßfänger rundherum sind nicht mehr erhältlich.

Einen fairen Preis kann man nicht nennen, ohne das Fahrzeug in Natura gesehen und eine Probefahrt gemacht zu haben. Ich weiß auch nichts über die Innenausstattung, Standheizung, TÜV etc.
Vorsichtig würde ich mal aufgrund des guten Gesamtzustandes, das Fahrzeug wirkt frisch, autentisch und komplett, irgendwas im 3000-er Bereich annehmen.

Gruß,
Tiemo
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Re: Wie schlimm ist dieser Rost?

Beitragvon Schorsch91 » Montag 9. März 2015, 10:58

Moin Tiemo,

vielen vielen Dank für diese ausführliche Antwort und Danke für die Erklärung um das Entstehen dieser Roststellen! Der TÜV wie gesagt bis 07/16, was schön ist. Die Stoßstange, die nicht original ist wird übrigens vom Verkäufer mit angegeben - das macht für mich einen authentischen Eindruck. Preis soll bei 2500 liegen VB. Ausstattung ansonsten quasi gleich Null, sprich Ladefläche, Trennwand, Führerhaus und abgesehen davon, dass der Wagen wohl mal etwas ruppig angefasst wurde, siehts eben gut aus.
Nun an ein zwei Kanten habe ich das, was auch schon Frank meinte gesehen: Da ist doch eine Lackschicht drüber, sieht jedoch auch wiederum nicht gänzlich Laienhaft aus.
Ach immer eine Abwägungssache, aber eure Antworten helfen mir in jedem Fall weiter, ich suche ja auch ein Projekt und kein, wie du es sagtest Tiemo "LT im Neuzustand, der dann auch Neupreis kostet" :)
Falls noch irgendwer etwas dazu zu sagen hat: Ich freue mich über jede weitere Info, danke mal wieder für die Beratung und besonders dir Tiemo für die Zeit, die du dir genommen hast!
Vielen Grüße aus HH,
Björn
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Re: Wie schlimm ist dieser Rost?

Beitragvon Micha-Schrauber » Montag 9. März 2015, 11:24

Hallo Björn,

alles in allem hat Tiemo ja schon recht viel aufgeführt in seinem Schreiben, inklusive hervorragenden Erklärungen der Zusammenhänge, wie immer... :doppel_top:
aber mit der beurteilung der Karosserieschäden, besonders hinten rechts sehe ich das etwas anders.
Bei näherer Betrachtung sieht man, dass dort schon einiges verändert worden ist, weil das Füllmaterial in den Falzen nicht meht original ist, und da wo eigentlich die original Stoßstange um die Ecke geht, das Blech auch leicht wellig ist. ausserdem ist dort das Blech an der Kante ja auch eingerissen, was sicher schon von einem älteren Schaden ist, und die Spachtelmasse wohl rausgeplatzt ist.
D.h. dort gibt es sicherlich einen Unfallschaden, der auch nachlakiert worden ist, was man an dem mitlakierten Stoßfängerträger auch gut erkennen kann, und über den GFK - Stossfänger hinten kann man geteilter Meinung sein...schön sieht das nicht aus...und original ist es ja auch nicht, aber es stehen keine scharfen Kanten hervor, also war es auch kein TÜV-Problem.
Interessant wäre noch zu wissen, ist es Privatverkauf oder ein Händler, weil das Fahrzeug auf jeden Fall " aufgearbeitet " worden ist...also mit Lackkonservierungsschutz besprüht worden ist...so wie das Wasser perlt. Händler sind durchaus in der Lage, den optischen Eindruck so herzustellen, dass 94 000 km glaubwürdig erscheinen, was mir recht wenig vorkommt, wenn man einmal davon ausgeht, dass ein geschlossener Kastenwagen wohl ein Firmenauto war, und evtl. auch durch einige Hände gegangen ist..(..Anzahl der Vorbesitzer wäre mal interessant ...)...und da erscheint mir die Kilometerleistung doch etwas wenig.
Wichtig wäre noch zu wissen, ob ein " Wartungsstau " ansteht...d.h. ob der Zahnriemen schon erneuert ist, was recht hohe Kosten verursacht, und auch sonst so, Oelwechsel, Bremsbeläge hinten, und sonstiges.

Die Preiseinschätzung für einen Kastenwagen ohne Hochdach ohne Wohnmobilausbau und kein Turbomotor mit um die 3 000 € scheint mir doch etwas hoch, zumal auch nichts über den Zustand von unten aussgesagt wird, d.h. Radaufhängung, alle Gummiteile, Lenkung, Kardanwelle, Rost etc.

Fatzit : intressant ist der allelemal, steht gut da, und hat natürlich Potenzial was draus zu machen, aber es muss Dir auch klaar sein, dass dies wieder zusätzliche Kosten verursacht.

Auf jeden Fall hoffe ich, dass ich Dir paar gute Argumente in die Hand geben konnte, um den Preis...wo immer er steht...noch etwas zu drücken, und ansonsten entscheidet auch ein wenig das Bauchgefühl.

Viel Erfolg, Gruß,
Micha
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Re: Wie schlimm ist dieser Rost?

Beitragvon tiemo » Montag 9. März 2015, 13:19

Hallo Micha!

Micha-Schrauber hat geschrieben:aber mit der beurteilung der Karosserieschäden, besonders hinten rechts sehe ich das etwas anders.
Bei näherer Betrachtung sieht man, dass dort schon einiges verändert worden ist, weil das Füllmaterial in den Falzen nicht meht original ist, und da wo eigentlich die original Stoßstange um die Ecke geht, das Blech auch leicht wellig ist. ausserdem ist dort das Blech an der Kante ja auch eingerissen, was sicher schon von einem älteren Schaden ist, und die Spachtelmasse wohl rausgeplatzt ist.


DA hast du völlig Recht, die beiden Rissstellen in der Roststelle waren mir gestern auf dem Foto garnicht aufgefallen, ich hatte das für zwei oberflächliche Roststellen nach "Abschürfung" gehalten. Das ist in der Tat so eine Stelle, wo nach einem älteren Schaden (bei dem vielleicht auch der Stoßfänger schon verloren ging) nach Behebung das Blech nur von außen wieder richtig konserviert wurde.

Nun ist es von innen um die Kante, wo dann der Lack besonders absplittert, dünn gerostet, so dass das Blech bei einem neueren Schaden eingerissen ist und schon vorgerostete Stellen freigelegt wurden, die evt. leicht verspachtelt waren.

Auch ohne den neueren Schaden wäre der Spachtel aber in Kürze von alleine weggeflogen bzw. hätte erst mal Risse mit rostigen Laufnasen gebildet, denn wie gesagt, tut man von innen nichts, sind die Reparaturen an der Außenseite nicht von Dauer.

Gruß,
Tiemo
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