Hallo Rey!
grey hat geschrieben:Jedenfalls ist der Turbo nun raus, original Krümmer werden morgen beim werten Verwerter abgeholt und randgediftelt. Hosenrohr ist bestellt. So komme ich mit 100 Euro aus dem Schlamassel hoffentlich erstmal raus sodass der Dicke erstmal wieder fährt.
Sorry, dass ich erst jetzt antworte! Ok, so kann man das natürlich auch lösen! NORMALERWEISE stört ein defekter Turbo aber nicht: Der baut dann keinen Druck auf (sicher, er ist ein leichtes Hindernis für die Ansaugluft), daher arbeitet die Ladedruck-Anreicherung nicht und der Motor verhält sich wie ein Saugdiesel. Jedenfalls, wenn eine Ladedruckanreicherung eingebaut ist! Bei deinem Nachrüstkit weiß ich das nicht, vielleicht schreibst du mal kurz, was beim Umbau geändert wurde. Sicher auch für den potenziellen Abnehmer deiner Turbo-Teile interessant. Wenn nämlich einfach nur die Fördermenge erhöht wird (Einstellung an der ESP) oder nur eine andere Regelkurve eingebaut wird, dann wird ohne den erforderlichen Ladedruck bei entsprechender Drehzahl viel zu viel eingespritzt: Der Motor rußt jämmerlich.
grey hat geschrieben:Wenn jemand auf Turbos steht ich hätte einen zu vertauschen samt Krümmer und Geschläuch und Geröhr. Im Tausch könnte man noch über die umgearbeitete Motorhaube reden. Das ganze war mal ein Aerodyneturbolader mit "TSH Bausatz" Ladedruck max 0,8 Bar. Der Turbo ist definitiv DEFEKT!
Mein Vermutung durch Ölschmere zugesetzt, da Öl durch Entlüftung vom Ventildeckel in den Ansaugtrakt gekommen ist.
Fahr deinen Clou erst mal als Sauger. Was wiegt der leer? Meine Vermutung ist, dass du recht bald selbst wieder auf Turbo stehen wirst... Zwei Punkte sprechen dafür, dass du in Ruhe deinen Motor wieder richtig instand setzt:
1.) Wenn, wie du berichtest, Ölpampe in die Ansaugung gerät, die aus der Kurbelgehäuse-Entlüftung (das Plastikventil oben auf dem Ventildeckel) stammt, wirst du auch ohne Turbo bald Probleme bekommen. Die Pampe setzt nämlich auch den Luftfilter zu und kann sogar gefährlich werden (siehe weiter unten). Woher kommt sie?
Sie kann durch Überfüllung des Motors entstehen (der CP bekommt 8l Öl mit Filter, nicht mehr!), diese kann durch einen falschen Peilstab (zu kurz) geschehen: Dann panscht die Kurbelwelle direkt im Öl, es entsteht eine Menge Schaum, diese dringt nach oben und kommt zur besagten Entlüftung heraus.
Es kann aber auch durch einen verschlissenen Motor kommen: Dann zischen vermehrt komprimierte Gase an den Kolbenringen vorbei (Fachbegriff: Blow-By), diese tragen eine überhöhte Menge Ölnebel aus dem Kurbelgehäuse mit nach oben, wo sie aus der Entlüftung dringen. Das kann man mit etwas Erfahrung am abgezogenen Ventil spüren, meist ist dann auch die Kompression nicht mehr 100%-ig. Dies wiederum kann auch ohne Verschleiß durch Verkokung der Ringe kommen, wenn durch unsaubere Verbrennung zu viel Rußeintrag in die Maschine stattfindet und diese nicht mal vorsichtig bei Maximal-Leistung frei gefahren wird: Dann können sich die Ringe wegen der Ölkohle (verhärtetes Öl/Ruß-Konglomerat) nicht mehr frei in ihrer Nut bewegen und dichten nicht mehr richtig ab.
Und schließlich kann das Öl auch aus dem Turbolader selbst stammen (bei dir laut deiner Aussage ja nicht der Fall): Der LT ist bekannt dafür, dass sich die Rücklaufleitung des Turboladers aufgrund der hohen Öltemperaturen (insbesondere bei Nachrüstungen ohne Ölkühler und ohne Ladeluft-Kühler) gerne mit verkokten Öl-Überresten zu setzt, insbesondere, wenn der Motor häufig nach Fahrten unter hoher Leistung sofort abgestellt wird, ohne, dass sich das System beim Nachlaufen etwas abkühlen kann. Dann drückt vermehrt Motoröl aus der Abdichtung des Laufsatzes in den Frischluft-Kanal. Oft wird dann der Turbo getauscht, obwohl einfach nur der kurze Schlauch/Leitung zur Ölwanne verstopft ist. Ich weiß allerdings nicht, ob dein Nachrüst-Turbo am Ölkreislauf des Motors angeschlossen ist oder einen eignen Ölhaushalt hat (du sprachst ja von Nachfüllen).
DIESES ÖL IST GEFÄHRLICH! Es setzt nämlich nicht nur den Ansaugtrakt zu, sondern wird natürlich dann auch mit verbrannt (das ist gewollt, damit man nicht wie ein Trabbi eine blaue Fahne hinter sich her zieht). Es hat aber auch genauso viel Brennwert wie Dieselöl, daher trägt es zur Motorleistung bei. Nimmt dieses "Falschöl" überhand, kann man den Motor irgendwann nicht mehr steuern: Beim Abschalten (hierbei wird einfach der Sprithahn zugedreht) läuft er einfach weiter. Er kann sogar "durchgehen", weil das Falschöl an der Drehzahlregelung vorbei in den Motor gelangt, dann steigt die Drehzahl immer weiter an, bis es den Motor zerreißt (man muss versuchen, ihn abzuwürgen, und hoffen, dass man eine gute Kupplung hat)!
So weit sollte es nicht kommen.
2.) Wenn bei dir der Leistungsabfall so stark war, dass du nur noch mit "gefühlten" 20km/h den nächsten Parkplatz anlaufen konntest, ist mit Sicherheit außer dem Turbo noch mehr defekt. Diese Probleme werden dich im Saugbetrieb auch weiter begleiten. Du solltest den Motor also wieder richtig in Schuss bringen. Er könnte durch den Turbo-Betrieb mit der Nachrüst-Anlage weitere Schäden haben wie Risse in den Kolben (beim Original-Turbo werden die gekühlt), Ventil- und Zylinderkopfschäden und Schäden an der Zylinderkopf-Dichtung (Original-Turbos verfügen über Ölkühler, teilweise auch über Ladeluftkühler, beides absolut sinnvoll!). Wenn der Motor als Sauger wieder sauber läuft, dann kann man den Turbo auch einfach wieder davor setzen, ist ja alles vorhanden. Schon deswegen würde ich die Teile erst mal nicht veräußern.
grey hat geschrieben:Ob der Lader jetzt nochmal aufgearbeitet werden kann, weiß ich nicht! Mein Dicker saugt in Zukunft wieder. Das ganze ist auch im Schein eingetragen mit 74 kW. Wenn das Teil lief war es echt schön zu Fahren, ansonsten hätte ich als Vernebelungsanlage in Biblis anfangen können.
Aus dem bereits Geschriebenen entnimmst du bitte, dass der Turbo fast immer wieder aufgearbeitet werden kann. In deinem Fall vielleicht sogar einfach mit einer Riesenportion Bremsenreiniger. Ob man das ohne Zerlegen hin bekommt, weiß ich nicht, aber er ist ja sowieso schon ausgebaut. Das sogenannte "Laufzeug", also die zentrale Welle mit der Lagerung und Abdichtung, kann man austauschen. Wichtig ist nur, dass Schaufelräder, feststehende Leiträder und eine evt. vorhandene Verstelleinrichtung (Wastegate oder Schaufelverstellung) nicht beschädigt sind. Kann man den Turbo von Hand leicht durchdrehen und ist kein Spiel an der Welle spürbar, ist das Laufzeug in Ordnung. Wichtig ist die Ölversorgung und die Rücklaufleitung, die müssen frei sein.
Wenn du deinen Motor in Zukunft wieder als Sauger fahren willst, musst du evt. vorgenommene Umbauten/Umjustierungen an der ESP auch wieder rückgängig machen, sonst rußt der Motor unter Umständen genau wie vorher.
So, und jetzt du!

Ich (und einige andere ganz sicher auch!) bin gespannt auf eine Beschreibung dieses Turbo-Umbaus, evt. hast du ein paar Fotos parat?
Gruß,
Tiemo