Hallo Franz,
die Dachkonstruktion bei einem Karmann besteht aus einem Holzfachwerk, dessen Zwischenräume mit Styropor gefüllt sind. Das ganze ist etwa 3-4cm dick. Aussen hast Du das Alublech, innen nochmal eine Sperrholzverkleidung.
Wenn oben irgendwo Wasser eindringt dauert es ewig, bis das im Innenraum ankommt. Bei Regen fühlen, ob aktuell was durchkommt kannst Du komplett vergessen.
WENN allerdings innen Nässe ankommt - und das scheint bei Dir schon mal der Fall gewesen sein, denn Du schreibst von dunklen Stellen - dann ist vorher bereits über eine lange Zeit Wasser ins Dach eingedrungen.
Zunächst mal saugen sich Holz und Styropor mit Wasser voll und beginnen zu faulen und zu modern. Wenn diese dann irgendwann mit Wasser gesättigt sind, dringt das Wasser in den Innenraum vor. Das dauert seine Zeit. Meist mehrere Jahre, je nach Größe der Undichtigkeit.
WENN also Wasser im Innenraum ankommt, ist das Kind leider schon sehr tief in den Brunnen gefallen.
Die dunklen Stellen sind leider ein Indikator dafür, dass es innerhalb der Dachkonstruktion weitaus schlimmer aussehen muss.
Einfaches Nachdichten von aussen bringt hier auch mit den tollsten Wundermittelchen auf die Dauer rein garnichts, denn an den Stellen, an denen das Wasser eingedrungen ist, ist auch Schmutz eingedrungen, der das Haften jedweglichen Dichtungszeugs verhindert.
Wenn Du es vernünftig und nachhaltig machen willst, bleiben Dir hier nur wenige Möglichkeiten:
Du musst die Kantenleisten sammt Gummidichtung entfernen, die Bleche von der Holzkonstruktion abheben und erst mal schauen, was darunter zu Tage kommt.
Wenn Du Glück hast, hat das Holz noch Festigkeit und Substanz. Dann kannst Du es bei entfernten oder zumindest leicht angehobenen Blechen trocknen lassen. Das geht bei den jetzigen Temperaturen recht gut. (Im Winter kannst Du es nur in einer beheizten Halle trocknen lassen)
Sollte das Holz sich bereits weich und instabil anfühlen, kann man es mit Spezialharzen nach dem Trocknen wieder stabilisieren-
Wenn Du aber Pech hast, dann ist das Holz stellenweise schon so vermodert, dass Du es nur entfernen und durch Neues ersetzen musst.
Für den Zusammenbau besorgst Du Dir ein neues Gummiprofil und viele Kartuschen Dekaseal 8936. Das Gummiprofil verfügt bereits über einen eingearbeiteten Dichtungskit, der aber meiner Erfahrung nach nicht reicht.
Dann verfüllst Du ALLE alten Schraublöcher und entfettest die Auflagefläche für das Gummiprofil gründlich. Ich nehme hierfür immer Aceton (ja, ich weiß: es greift den Lack an, aber dicht ist erst mal wichtiger als schön, oder? ).
Danach bringst Du eine dünne Wurst Dekaseal auf der äüßeren Kante des Daches auf und drückst das Gummiprofil kräftig an.
Am Schluss verschraubst Du die Alukantenleisten wieder mit NEUE Edelstahlschräubchen und ziehst am Ende Leistenfüller ein. (Dieser hat, entgegen der landläufigen Meinung, übrigens keinerlei Dichtwirkung sondern dient eigentlich nur als optische Verblendung der Schrauben).
Die herausgeqollene Dichtungsmasse kannst Du einfach mit sich selbst abtupfen.
So, und NUR SO, bekommst Du Deinen Karmann dauerhaft dicht. Alles andere ist Flickschusterei und holt Dich früher oder später ein.
Ich kann aus meiner Erfahrung auch eines mit Sicherheit sagen: Die angebotenen Karmanns können einen scheinbar noch so guten Zustand haben: Du schaust immer nur von Aussen drauf, aber wenn Sie nicht das ganze Jahr über in einer Scheune gestanden haben und nur ein paar Wochen im Jahr für den Sommerurlaub herausgeholt wurden, haben sie ALLE irgendwo Feuchtigkeitseinbrüche. Das gilt übrigens nicht nur für Karmanns, sondern für alle ähnlich konstruierten Wohnmobile und Wohnwagen älteren Datums.
Das ist aber nix, was man nicht in den Griff bekommen kann. Man muss es nur vernünftig machen. Und man darf NIEMALS anfangen mit normalen Silikon herumzuschmieren
Ich hoffe, Dir jetzt nicht den Spass an Deinem Karmann genommen zu haben, aber so sieht es leider aus.
Aber mit mittlerem handwerklichen Geschick und Geduld bekommt man das auch wieder hin.
LG, Arno