Moin Dirk!
Der LT als verkanntes Genie weit unter Preis gehandelt, das geht gerade dem Ende zu. Unsere Autos steigen wieder im Wert, jedenfalls, wenn es sich nicht um "fahrenden Blätterteig an Ölsardine" handelt. Da werden in letzter Zeit für durchrestaurierte Fahrzeuge mit H öfter mal Preise in 5-stelliger Höhe aufgerufen.
Es gibt natürlich auch noch die richtig billigen LTs, die sich mit Notreparaturen bis jetzt von TÜV zu TÜV geschleppt haben.
Der Anbieter deines Feuerwehr-LTs hat wohl keine Lust, die ganze Arbeit, die er sicher hineingesteckt hat, nun einfach zu verschenken. Und er wird seinen LT bestimmt dennoch los, zumal er auch nicht unter Zeitdruck zu handeln scheint. Auf lange Sicht werden sich meiner Meinung nach die Preise für LTs an die (überteuerten) für die übrigen Transporter angleichen. Einen stabilen Wert nennt man positiv "nachhaltig".
Ich sehe 4 Kategorien:
1. Die Bastelbude: TÜV abgelaufen oder noch wenige Monate, "Einblick" durch diverse vom Hersteller nicht vorgesehene Öffnungen, mit der Rolle überlackiert, Motor kann mit etwas Geduld gestartet werden, "es bewegt sich". Was man nicht sieht: Federn erlahmt, Stoßdämpfer durch, Achsgelenke ausgeschlagen, wichtige Wartungspunkte an der Technik nicht mehr wahrgenommen (zB. Thematik Zahnriemen, Abdichtung ESP, Öldichtigkeit, Kraftstoffdichtigkeit, Glühanlage, Lenkgestänge, von diversen Ölen (Lenkung, Getriebe, Achsgetriebe) mal ganz abgesehen. Geht bei 300EUR los, bis ca. 1500EUR, je nach Ausstattung. Manchmal auch überteuert, weil die Besitzer die Augen vor den Problemstellen verschließen oder insgesamt Traumtänzer sind. Manchmal krepiert die Kiste schon bei der Überführungsfahrt. Für Beschäftigung ist gesorgt, und das ist kein ganz billiges Hobby. Fluchen bei der Ersatzteilsuche oder unlösbar festgerosteten Verschraubungen gehört zum Alltag.
2. Der "unwissender Pragmatiker"-LT: Technik halbwegs auf dem Stand, man geht zur Werkstatt, "wenn was ist". TÜV zum Verkauf meist neu. Die Karosserie wird liebevoll "scheckheftgepflegt" (nämlich garnicht, abgesehen von Waschungen und Wachsungen außen). Wenn sich Rostlöcher auftun, dann wird von außen repariert - wo man darf, auch mit Polyesterspachtel. Zum Verkauf nochmal schöngemacht, hält diese fragile Ästhetik ca. 1...2 Jahre, dann kommen wieder Rostblasen von innen durch. Weil die ausführenden Werkstätten oft ebenso ahnungslos sind wie die Besitzer, gibt es hier vereinzelt Überraschungen durch ungeeignete Öle, unsachgemäße Zahnriemenreparaturen, baldiger Ölverlust aufgrund Durchrostungen an Getriebe, Ölwanne, Achsgetriebe, Hinterachse usw.. Je nach Ausstattung bis 5000EUR, bei großen und begehrten Aufbauten auch schon mehr.
3. Der "wissender Pragmatiker"-LT: Technik so auf dem Stand, dass er die nächsten 4...5 Jahre fährt, selbst, wenn man nicht viel tut. Nicht alles super, vor allem nicht optisch, aber halt eben keine "Do-Nots" (früher auch mal "faux pas" genannt). Als Käufer bekommt man eine lange Liste erledigter Dinge, aber auch eine noch längere Liste von Dingen, die in absehbarer Zeit anstehen (und dann meist ignoriert werden), und eine weitere Liste mit Daten. Die Karosserie ist soweit in Schuss, vor allem aber auch in den Hohlräumen von überflüssigem Kompost befreit und gegen Rost versiegelt. Wo was gemacht wurde, sieht man das auch, da aber keine Komplettrestaurierung stattfand, kann man alte und neue Stellen unterscheiden. Vereinzelt tropft irgendwo Korrosionsschutzfett raus an heißen Tagen, überall ist Schmiere. Manchmal hat er sogar schon "H". Am Anfang sieht er eigentlich aus wie Kategorie 2, aber nach ein, zwei Jahren sieht man, dass er sich im Gegensatz zu dieser viel besser hält und zB. nach 4 Jahren auch noch keine TÜV-Probleme macht. Preislich nimmt er sich oft nichts mit Kategorie 2, daher muss man schon sehr genau hinsehen und entsprechende Erfahrung haben.
4. Der "Durchrestaurierte": Sieht eigentlich aus wie ein Neuwagen. Fährt auch so. An bestimmten Stellen muss man schon genau hinschauen, um Gebrauchsspuren zu sehen (Narbung Lenkrad, Schaltknauf, Sitze, Gaspedal, an den übrigen Pedalen sind natürlich neue Gummis). Wie bei einem Neuwagen, wird das auch 4...5 Jahre so bleiben, selbst, wenn man nicht viel tut. Listen gibt es nicht unbedingt, ist ja alles in Ordnung und die Daten stehen ja im Katalog. H-Zulassung ist bei entsprechendem Baujahr erfolgt, Zustand A bis B. Diese Fahrzeuge gehen dann halt, je nach Ausstattung, so ab 7000EUR los und erreichen gerne auch mal 15000EUR, vereinzelt sogar noch wesentlich mehr. Besitzer sind oft vom Fach und wissen, was an Arbeitsleistung in dem Fahrzeug steckt.
Schätze mal, "deiner" gehört zu Kategorie 4. Dass der Karosseriebauer zB. auch den Rost zwischen Alubeplankung und Stahldach (damals einfach miteinander vernietet, was elektrochemisch eine Katastrophe ist) ebenfalls zeitaufwendig saniert hat usw. das sieht man halt nicht. Er will sich das aber bezahlen lassen, und das finde ich auch ok.
Falls ich falsch liege, korrigiert mich!

Gruß,
Tiemo