Startprobleme, Luft in Dieselleitung

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Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon DrGranit » Dienstag 30. August 2022, 16:18

Hallo zusammen,

es gibt zwar bereits einige Threads bzw. Artikel im Wiki zu diesem Thema, aber trotzdem brauche ich eure Hilfe, da ich alleine nicht mehr weiter komme.
Aus diesem Grund habe ich mich nun (eigentlich viel zu spät) in diesem tollen Forum angemeldet!

Zu meinen Problem:
Unser LT plagt sich mit argen Startproblemen. Nach längerer Standzeit muss man ca. 20 Sekunden orgeln bis er endlich startet.

Das Problem ist meines Erachtens Luft im System. Bisher habe ich folgendes gemacht:
- Wasserabscheider aus dem Radkasten entfernt (dabei untötige Schläuche entfernt und Zulaufschlauch direkt am Filter angesteckt)
- Leckölleitungen erneuert (durch Schläuche aus dem Pneumatikbereich ersetzt)
- Dieselfilter (inkl. Knackfrosch) neu
- Out-Schraube gereinigt und mit neuen Dichtungen wieder montiert

Für kurze Zeit waren die Startprobleme damit auch behoben - es waren keine Luftbalsen mehr im Vor- und Rücklauf und nach dem Abstellen des Motors konnte ich auch sehen, dass die durchsichtige Leitung zw. Filter und ESP mit Diesel gefüllt blieb (so wie es sein sollte).

Doch leider tauchten die selben Probleme nach kurzer Zeit wieder auf.

Da nach Abstellen des Motors zu Erkennen war wie der Diesel von der ESP in den Filter zurücklief, habe ich kurzer Hand ein Rückschlagventil eingebaut (ich weiß, dass dies nicht die Optimallösung ist, hätte aber damit leben können, wenn es funktioniert hätte).

Jetzt sieht es so aus: Wenn der Motor läuft, sind im Rücklauf (nach dem Dieselfilter) deutliche Luftblasen zu erkennen (schäumt richtig, wenn man Gas gibt).
Im Vorlauf sind keine Luftblasen sichtbar.
Nach dem Abstellen des Motors ist eine sehr kleine Blase zwischen ESP und dem Rückschlagventil, die dort auch stehen bleibt.
Im Rücklauf ist zu erkennen wie der Diesel in Richtung Tank zurück läuft.

Da beim Öffnen des Tankdeckels kein Zischen zu hören ist, würde ich eine defekte Tankbelüftung als Ursache eher ausschließen (habe auch versucht mit offenem Tankdeckel zu fahren).

Kann es sein, dass das Problem mit dem (eigentlich neuen) Knackfrosch zusammenhängt, da es auch ein paar mal keine Probleme gab? Macht das Sinn, dass dadurch im Rücklauf Luftblasen entstehen oder wo würde es Sinn machen mit der Fehlersuche zu weiter zu machen?

Vielen Dank bereits vorab für eure Unterstützung!
DrGranit
 
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Re: Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon tiemo » Dienstag 30. August 2022, 19:49

Hallo DrGranit,

die Abschlusskappe auf der ersten Düse hast du auch erneuert?

Ich vermute, dass die Undichtigkeit an der ESP selbst ist.
Der größere Teil steht im Betrieb unter Druck, sodass im Falle einer Leckage Kraftstoff austreten müsste, wenn auch möglicherweise nicht viel. Luft geht ja wesentlich leichter durch enge Spalten als Flüssigkeiten.
Stelle mal fest, ob die Pumpe trocken ist.
Wenn nicht, mach sie trocken und lass den Motor dann laufen. Dann müsste erkennbar sein, wo die Leckage ist.
Wenn sie trocken ist, liegt die Leckage möglicherweise im Ansaugbereich. Der Wellendichtring hinter dem Antriebsrad wäre da ein Kandidat oder das Druckregelventil oder eine der Schrauben dort.
Manchmal hört man nach dem Abstellen des Motors auch, wo Luft eingeschlürft wird.

Wenn du schreibst, dass du am Rücklauf was erkennst, welchen Teil lmeinst du? Den von der Pumpe zum Knackfrosch oder den vom Knackfrosch zum Tank? normalerweise sind hier undurchsichtige Schläuche verbaut, vielleicht hast du aber einen durchscheinenden.

Gruß,
Tiemo
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Re: Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon DrGranit » Dienstag 30. August 2022, 22:12

Hallo Tiemo,

vielen Dank für die schnelle Hilfe!

Für die Abschlusskappe habe ich ein Stückchen Pneumatikschlach mit dem Feuerzeug erhitzt und mit der Flachzange zusammengepresst (den Tipp habe ich aus dem Wiki - dies scheint auch dicht zu sein).

Von der ESP zum Knackfrosch ist ein undurchsichtiger Schlauch verbaut. Deshalb kann ich nicht sagen, ob dort Luftblasen sind.
Aber vom Knackfrosch zum Tank ist ein durchscheinender Schlauch verbaut, in dem ich die Luft erkennen kann.

Ich werde die ESP mal trocken machen und beobachten. Da wir diese Woche mit dem Womo im Urlaub sind und ich nach Ansicht meiner Frau im Urlaub bereits genug geschraubt habe, werde ich das nächste Woche zuhause ausprobieren. Da auf unserer Motorabdeckung nämlich noch der Kindersitz platziert ist, ist es immer recht aufwändig alles zu demontieren und anschließend wieder einzubauen.

Wäre es eigentlich möglich den Schlauch des Rücklaufs einfach in einem Bogen zu verlegen, sodass er höher als die ESP liegt? Dann dürfte der Diesel ja nicht mehr über den Rücklauf zurückrinnen können. Oder habe ich hierbei einen Denkfehler?

Nochmals vielen Dank für die Hilfe und schöne Grüße aus Italien!
DrGranit
 
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Re: Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon tiemo » Mittwoch 31. August 2022, 00:04

Hallo DrGranit!

DrGranit hat geschrieben:Für die Abschlusskappe habe ich ein Stückchen Pneumatikschlach mit dem Feuerzeug erhitzt und mit der Flachzange zusammengepresst (den Tipp habe ich aus dem Wiki - dies scheint auch dicht zu sein).


Ok, das funktioniert normalerweise auch wunderbar...

DrGranit hat geschrieben:Von der ESP zum Knackfrosch ist ein undurchsichtiger Schlauch verbaut. Deshalb kann ich nicht sagen, ob dort Luftblasen sind.
Aber vom Knackfrosch zum Tank ist ein durchscheinender Schlauch verbaut, in dem ich die Luft erkennen kann.


Ja, dann könnte die Luft theoretisch auch an einem der Schlauchanschlüsse eingesaugt werden. Die Schlauchverbindungen solltest du genau kontrollieren, oft ist das Kunststoffrohr mit einem Stück Gummischlauch verpresst, dass dann wieder auf die Anschlüsse am Knackfrosch geschoben und mit einer Schelle gesichert ist. Die Schlauchenden neigen zum Ausfransen im Gummi (bei Gewebeumhüllung nicht unbedingt sichtbar), daher ruhig ein Stück kürzen.
Und die Schellen neigen zum Einschneiden und drücken den Schlauch ungünstig, sodass durch zu festes Anziehen hier auch Undichtigkeit entstehen kann.
Manchmal ist auch der Knackfrosch selbst undicht, ihn kann man mit einem kleinen O-Ring in seiner Halterung dichten. Nur sollten in dem Fall Blasen auch im Vorlauf sichtbar sein, weil die Luft dann unmittelbar in den Filter eindringen würde.

DrGranit hat geschrieben:Ich werde die ESP mal trocken machen und beobachten. Da wir diese Woche mit dem Womo im Urlaub sind und ich nach Ansicht meiner Frau im Urlaub bereits genug geschraubt habe, werde ich das nächste Woche zuhause ausprobieren. Da auf unserer Motorabdeckung nämlich noch der Kindersitz platziert ist, ist es immer recht aufwändig alles zu demontieren und anschließend wieder einzubauen.


Naja, solange der LT noch fährt, kannst du das ja machen. Unnötigerweise würde ich mit den im Urlaub sicher begrenzten Möglichkeiten da auch nicht zu viel machen. Im Extremfall könnte es sich dadurch sogar verschlimmern.
Zuhause kannst du auch mal probieren, die verdächtigen Stellen während des Motorlaufs mit Motoröl zu beträufeln. Wenn dieses anstelle der Luft eingesaugt wird, verschwinden die Blasen vorübergehend.

DrGranit hat geschrieben:Wäre es eigentlich möglich den Schlauch des Rücklaufs einfach in einem Bogen zu verlegen, sodass er höher als die ESP liegt? Dann dürfte der Diesel ja nicht mehr über den Rücklauf zurückrinnen können. Oder habe ich hierbei einen Denkfehler?


Ja, der Denkfehler besteht darin, dass an der höchsten Stelle keine Belüftung ist. Dadurch sind beide Schenkel des Bogens hydraulisch gekoppelt und die abfließende Flüssigkeitssäule zieht die aufsteigende über ihren Unterdruck einfach über den Hügel, selbst, wenn an der höchsten Stelle Luft sein sollte. Mit Belüftung würde die Flüssigkeit in der Pumpe versuchen, über den Vorlauf abzufließen, was dein Rückschlagventil verhindern würde.

DrGranit hat geschrieben:Nochmals vielen Dank für die Hilfe und schöne Grüße aus Italien!


Eine gute Fahrt der ganzen Familie und trotz aller Nickeligkeiten gute Erholung!
Tiemo
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Re: Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon DrGranit » Mittwoch 31. August 2022, 09:16

Wow! Danke Tiemo für die ausführlichen Infos und Tipps! Jetzt habe ich wieder ein paar Ansätze, mit denen ich weitersuchen kann.

Ich werde wieder berichten sobald ich ich neue Erkenntnisse habe.

Schöne Grüße und bis bald!
DrGranit
 
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Re: Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon DrGranit » Dienstag 6. September 2022, 10:19

Ich habe mir die Sache jetzt noch einmal genau angeschaut.

tiemo hat geschrieben:Ich vermute, dass die Undichtigkeit an der ESP selbst ist.


Deine erste Vermutung hat sich leider bestätigt. Die ESP ist leider undicht. Es scheint als würde der Diesel jetzt am Wellendichtring austreten (vermutlich da er jetzt wegen des Rückschlagventils nicht mehr über den Zulauf zurücklaufen kann).

An die ESP traue ich mich selbst allerdings nicht ran. Deshalb werde ich mir hierfür eine Fachwerkstatt suchen.

Trotzdem nochmals vielen Dank für deine wertvolle Hilfe bei der Fehlersuche, Tiemo!
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Re: Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon tiemo » Dienstag 6. September 2022, 23:21

Hallo DrGranit!

Wenn die erste Dichtung an der ESP versagt, folgen leider meist bald weitere. Insofern ist es ratsam, die ESP auszubauen und komplett abdichten zu lassen. Leider auch teuer.
Ausgerechnet für den Wellendichtring gibt es auch eine Pfuscherlösung, bei der die ESP sogar eingebaut bleiben kann.
Dazu baut man das Riemenrad ab, bohrt den Dichtring an, schraubt in das Bohrloch eine Spaxschraube und hebelt über diese den alten Ring heraus.
Der neue ist dann, natürlich mit etwas Folie als Schutz vor der scharfkantigen Nut in der Welle und sparsam mit Fett versehen, schnell eingetrieben und das Rad wieder montiert. Zum Eintreiben kann man eine passende Werkzeugnuss als Druckstück und einen Gummihammer benutzen und den Ring bündig montieren.
Der Teufel liegt hier allerdings im Detail:
Zunächst muss man die Mutter auf der Welle losbrechen, das geht mit einem Gegenhalter oder in dem man den Motor dreht, bis das kleinere Loch im Rad über der dafür vorgesehenen Gehäusebohrung liegt und dann dort mit einem passenden Stift das Rad blockiert. Das Rad darf nicht per Abzieher entfernt werden, weil es dabei meist beschädigt wird, anstattdessen treibt man die keilförmigen Klingen zweier großer Schraubendreher gegenüberliegend in den Spalt zwischen Pumpengehäuse und Radnabe, bis diese stramm klemmen, dreht die Sicherungsmutter auf der Welle ein bis zwei Umdrehungen los und schlägt mit einem Hammer auf die Mutter, dabei springt das Rad vom Kegelsitz. Die nur locker gedrehte Mutter verhindert ein Herumfliegen des Rades dabei, und, dass man mit dem Hammer das Gewinde beschädigt.
Vorher sollte man schon den Antriebsriemen entfernt haben, jedoch nicht mit Gewalt über die Kante der Zahnräder hebeln, sondern die Pumpenkonsole am Motorblock lockern (drei oder fünf Schrauben) und nach oben schieben, dabei entspannt sich der Riemen. Das geht meist ziemlich schwergängig, weil die recht starren Einspritzleitungen sich dagegen "wehren".
Die Lage des Riemens auf beiden Zahnrädern sollte eindeutig gekennzeichnet werden, bevor man ihn abnimmt. Der Motor soll nun auch nicht mehr verdreht werden, weil dabei die Zuordnung verloren gehen kann.
Beim anschließenden Zusammenbau ist darauf zu achten, dass der Riemen wieder mit der ursprünglichen Laufrichtung und passend zu den Markierungen aufgelegt wird. Dabei muss man das ESP-Rad passend drehen, wobei sich die ESP etwas dagegen "wehrt". Die drei Schrauben an der Konsole befestigt man nun "handwarm", sodass die Konsole sich mit leichter Gewalt noch verschieben lässt. Mit einem Stück Rohr oder Rundmaterial und leichten Hammerschlägen treibt man sie nun so lange Stückchen für Stückchen nach unten, dass der Riemen sich in der Mitte zwischen den Rädern zwischen Daumen und Zeigefinger gerade noch bis ca. 90° verdrehen lässt, dann stimmt die Spannung etwa. Nun die Schrauben wieder anziehen, Riemenabdeckung usw... wieder montieren.
Und wenn dann drei Monate später die nächste Dichtung aufgibt, geht das Theater wieder von vorne los...

Gruß,
Tiemo
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Re: Startprobleme, Luft in Dieselleitung

Beitragvon DrGranit » Freitag 9. September 2022, 12:58

OK, nach deinen Schilderungen ist es vermutlich echt geschickter gleich die ganze Pumpe abdichten zu lassen. Bin mal gespannt, was das kosten wird... :-?

Ich danke dir für deine Infos!
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